Wirtschaftsweiser Wieland: EZB destabilisiert Finanzsektor
Der Europäischen Zentralbank schlägt weiter Kritik aus Deutschland entgegen. Nach Deutsche-Bank-Chef John Cryan griff am Mittwoch auch der Wirtschaftsweise Volker Wieland die EZB frontal an. Die EZB werde Teil des Problems und destabilisiere den Finanzsektor, sagte Wieland der F.A.Z. Die Notenbanken hätten in der Finanzkrise und der europäischen Schuldenkrise zu Recht mit Zinssenkungen und Lockerungsmaßnahmen reagiert.
„Inzwischen beharren die Fed und EZB jedoch viel zu lange auf der Niedrigzinspolitik und die EZB weitet ihre Anleihekäufe weiter massiv aus. Damit werden sie mehr und mehr Teil des Problems“, sagte Wieland, der an der Goethe-Universität Frankfurt über Geldpolitik forscht.
„Es bauen sich Risiken für den Finanzsektor auf, insbesondere im Bankensektor geht die Profitabilität zurück, risikoreiche Anlagen nehmen zu, und längerfristig ist mit gefährlichen Zinsänderungsrisiken zu rechnen“, warnte Wieland, der Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist.
„Rekordniedrige Zinsen auf langfristige Staatsanleihen geben den Regierungen weiterhin Spielraum für die Ausgabenpolitik, während sie notwendige Strukturreformen verschleppen“, lautet seine weitere Kritik an der EZB-Politik.
faz.net (24.8.2016)