Österreich will Flüchtlinge auf Inseln internieren

06.06.2016

Die Balkanroute ist auch auf Betreiben Österreichs geschlossen, nun will die Regierung in Wien zudem die Flüchtlinge abschrecken, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Dabei könne sich die EU "Teile des australischen Modells" als Vorbild nehmen, sagte Außenminister Sebastian Kurz.

Kurz verwies damit auf die umstrittene Praxis Australiens, Flüchtlinge auf abgelegenen Inseln festzuhalten, während ihre Asylanträge geprüft werden. Den Hunderttausenden in Nordafrika wartenden Migranten müsse klar werden, dass "die Rettung aus Seenot nicht mit einem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist", sagte der ÖVP-Politiker in einem Interview mit der Zeitung "Presse am Sonntag".

In Australien kämen laut Kurz keine illegalen Migranten mehr an und es ertrinke auch niemand mehr. "Warum? Die australische Marine startete eine Grenzschutzoperation, fing Flüchtlingsboote vor der Küste ab, brachte die Menschen zurück in ihre Ursprungsländer oder in Zentren nach Nauru und Papua-Neuguinea", so der Außenminister.

Kurz zog auch einen Vergleich mit der New York vorgelagerten Insel Ellis Island, wo im 20. Jahrhundert die Einwanderer in die USA ankamen und wo entschieden wurde, wer auf das Festland weiterreisen durfte. Ein solches Inselmodell könne auch der Weg für Europa sein, sagte Kurz, der sich schon wiederholt dafür ausgesprochen hat, Flüchtlingen den Weg nach Europa zu versperren.

Seit der Schließung der Balkan-Route ist die Zahl von Migranten aus dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Libyen stark gestiegen. In dem nordafrikanischen Land halten sich nach unterschiedlichen Angaben bis zu eine Million Flüchtlinge und Migranten auf. Einer möglichen Rücknahme von Flüchtlingen erteilte Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch in der "Welt am Sonntag" bereits eine Absage: "Wir werden nicht akzeptieren, dass die EU Migranten zu uns zurückschickt", sagte der Chef der neuen Einheitsregierung.

t-online.de (5.6.2016)