Buchbesprechung zu Alexander Dugin: The Trump Revolution

30.06.2025

Der Angriff der USA auf den Iran in der Nacht vom 21.06. auf den 22.06.2025 hat die Friedenshoffnungen des MAGA-Lagers in den USA zerschlagen. Nach dem Ende des letzten Präsidentschaftswahlkampfes am 05.11.2024 sah die Ausgangslage noch anders aus: Donald Trumps Wiederwahl ist keine bloße Rückkehr eines ehemaligen amerikanischen Präsidenten zur Macht, sondern ein Ereignis wie die Oktoberrevolution. Der Globalismus wurde von Innen gestürzt, die USA standen nun vor der Wahl entweder zu einem traditionalistischen Reich werden können – oder einen verzweifelten Kampf um den Erhalt der westlichen Hegemonie führen werden. Diese Erkenntnis steht am Anfang von Alexander Dugins neuem Buch „The Trump Revolution“, in dem er die Bedeutung von Trumps Wiederkehr an die Macht und ihre Auswirkungen auf die sich bildende multipolare Welt erklärt. Das Buch besteht dabei aus zwei Teilen: einem Abschnitt über die geopolitischen Hintergründe der Wahl Trumps und einem anderen Abschnitt zu Trumps Konservativer Revolution in den Vereinigten Staaten und einem Ausblick auf weitere Entwicklungen. Dabei geben zahlreiche Reden, Artikel und Interviews Einsicht in das Werden der Trumprevolution – und woran sie scheitern kann.

„America First!“: Das Ende der Globalisierung

In seinem Wahlkampf plädierte Trump für „America First“ und ein Ende der Globalisierung: Ein Ende der amerikanischen Kriege in Übersee, die Reindustrialisierung des Landes und Zölle auf ausländische Güter. Donald Trump trat nicht für die Vorstellung einer mulitpolaren Welt ein, aber für eine andere Vorstellung der westlichen Hegemonie, die sich nicht mehr auf liberale Werte, Institutionen und Bündnisse im Sinne des Globalismus stützt, also auf die internationalistische Ideologie des Liberalismus, sondern auf die Stärke der USA im militärischen und ökonomischen Bereich. Alleine das stellte schon eine gravierende Änderung in der Außenpolitik Amerikas dar. Dabei forderte Trump jedoch gleichzeitig den Rückzug der USA auf ihren eigenen Großraum, die westliche Hemisphäre, was die Forderungen nach der Annexion Grönlands und Kanadas erklärt.

Entkoppelung: Großräume als Alternative zur Globalisierung

All diese Forderungen des streitbaren Präsidenten entsprechen dem, was in der Politikwissenschaft als Entkoppelung bezeichnet wird. Dieser Abkehr der USA vom Globalismus bedeutet eine Entkoppelung von der Globalisierung: Globale Institutionen und Abkommen werden dadurch geschwächt, dass sich auch die ehemalige Führungsmacht des Globalismus zurückzieht. Gemeinsam mit dem Aufstieg der von Russland und China angeführten BRICS-Staaten bedeutet dies eine zunehmende Entflechtung der Staaten in der Geopolitik und damit den Aufstieg neuer Entscheidungszentren. Gleichzeitig führen all diese Prozesse angesichts des bewaffneten Konflikts zwischen dem Westen und Russland in der Ukraine – und nun auch dem von Israel und dem Westen initiierten Waffengang im Nahen Osten gegen den Iran – zu einer zunehmenden Unsicherheit, die durch die Frage nach der Verbreitung von Atomwaffen noch verstärkt wird.

Trump und der Trumpismus – Neokonservative und Patrioten

Die Revolution Donald Trumps zeigte sich zunächst innenpolitisch: Vorbei waren die Zeiten schriller Transsexueller in wichtigen Regierungsämtern und feministische „Boss Babes“, die noch die Optik der Demokraten bestimmten. An ihre Stelle trat die „Bro Revolution“, vom durchtrainierten Gesundheitsminister Kennedy, über als Macher angesehenen Techoligarchen wie Elon Musk bis hin zu Frauen aus dem Militär wie Tulsi Gabbard. Diese Unterstützer stehen sich dabei zum Teil diametral entgegen: Ein isolationistischer Populismus, der auch für Israel nicht in den Krieg ziehen will, trifft auf dystopische Pläne zur Überwachung bei Peter Thiel. Gemeinsam mit der Beendigung von USAID, welches symbolisch für die Regimechangepolitik der USA stand, fand im Inneren der USA eine radikale Veränderung statt. „America first! statt Weltpolizei“ lautete die Parole.

Zionismus, Neocons und Großisrael: Warum laut Dugin das Scheitern vorhersehbar war

Dabei war an der neuen Regierung von Anfang an alarmierend, dass in ihr ähnlich wie bei der ersten Trumpadministration Neokonservative wie Marco Rubio eine Rolle spielten und diese darüber hinaus fast ausnahmslos aus fanatischen Zionisten bestand, die die Großisraelpläne von Israels Premier Benjamin Netanyahu unterstützten. Hierbei handelt es sich um genau den Punkt, der den selbstdeklarierten Friedenspräsidenten Trump zum Kalten Krieger machte und ihn nun bei seiner Basis in Ungnade fallen ließ: dem massiv propagierten Kriegskurs gegen den Iran. Denn auch den neokonservativen Politikern in Washington war aufgefallen, dass Trumps Bruch mit dem Globalismus und sein ständiges Reden von amerikanischer Stärke noch immer die Tür für eine Form des amerikanischen Imperialismus offenließen. Diesmal nicht um LGBT-Werte zu verbreiten, dafür aber, um christlichen Zionisten und Israelfanatikern die Möglichkeit zur Destabilisierung des Nahen Ostens zu geben.

Ein Buch, dass auch das Scheitern Trumps nachvollziehbar macht

Donald Trump so scheint es, war nicht in der Lage oder besser gesagt nicht willens diesem Einfluss paroli zu bieten, auch wenn er damit den Wünschen von Millionen seiner Wähler nach Frieden widersprach: Der Sumpf hat Trump wieder in seiner Gewalt und Jeffrey Epsteins Kunden bleiben unbehelligt. An dieser Stelle können wir nur Dugins Rat am Ende des Buches folgen: Egal was Trump verspricht, wir müssen selbst die Stärkung unserer Zivilisationen und Europas unabhängig von den USA vorantreiben – und wenn sie uns versuchen ihren Willen mit Krieg aufzuzwingen natürlich ihr entgegentreten. Dugins Buch „The Trump Revolution“ bleibt also auch nach Donald Trumps Angriff auf den Iran relevant, weil es uns auch zeigt, warum MAGA auch beim zweiten Mal an der Macht (an sich selbst) gescheitert ist.