Boron: US-Militärbasen in Lateinamerika greifen Souveränität der Völker an
Der argentinische Soziologe und Politologe Atilio Boron [Bild] hat in Peru zu einer regionalen Kampagne für die Abschaffung der US-amerikanischen Militärbasen in Lateinamerika aufgerufen. Sie verletzten die Souveränität der Völker und bedrohten ihre Sicherheit. Ihre Präsenz mache die Region auch "zu einem potentiellen Angriffsziel des fundamentalistischen Terrors, der sich gegen Länder richtet, die sie erlauben". Boron nahm als Referent an der "Konferenz kommunistischer und revolutionärer Parteien Lateinamerikas und der Karibik" in Lima teil.
Die USA verfügten über insgesamt 80 Militärstützpunkte in der Region, die meisten davon in Peru. Über die Errichtung habe es weder Diskussionen noch Befragungen der Bevölkerungen gegeben, US-nahe Regierungen hätten die Entscheidungen gemeinsam mit Washington getroffen. Die Stützpunkte seien "ein Instrument zur Festigung der Macht der USA". Um sie abzuschaffen, brauche es eine große Kampagne und eine Mobilisierung mit der selben Kraft, die das von den USA angestrebte Projekt der Gesamtamerikanischen Freihandelszone (Alca) zu Fall brachte. Der damalige US-Präsident George W. Bush habe gedacht, er könne Alca beim Amerikagipfel im November 2005 als "das große nordamerikanische Projekt für das 21. Jahrhundert" verankern. Er scheiterte jedoch an den großen sozialen Protesten und der Zurückweisung der Präsidenten Argentiniens (Néstor Kirchner), Brasiliens (Luiz Inácio Lula da Silva) und Venezuelas (Hugo Chávez), erinnerte Borón in seinem Vortrag vor meist jungen Zuhörern.
Die Befreiung Lateinamerikas von den US-Militärstützpunkten sei keine Utopie, betonte der anerkannte Intellektuelle und verwies auf Ecuador: Die per Volksabstimmung 2008 beschlossene Verfassung des Landes verbietet die Stationierung ausländischer Militärs auf ecuadorianischem Territorium. Dies bedeutete das Ende der US-amerikanischen Luftwaffenbasis im Küstenort Manta: Den Pachtvertrag mit zehn Jahren Laufzeit, den die USA und Ecuador im Jahr 1999 abgeschlossen hatten, verlängerte die Regierung von Präsident Rafael Correa nicht.
Rund zwanzig linke Parteien tagten vom 26. bis 28. August in Peru, um ihre Erfahrungen inner- und außerhalb des Staates und den neoliberalen Angriff gegen die progressiven Regierungen der Region zu analysieren sowie ein gemeinsames politisches Projekt zu diskutieren. Anwesend waren Delegierte aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, El Salvador, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Peru, Uruguay und Venezuela.
amerika21.de (29.8.2016)