Asylanträge türkischer Soldaten: Neue Zerreißprobe zwischen Berlin und Ankara?
Allein zwischen Januar und September haben etwa 4.000 türkische Staatsbürger in Deutschland Asyl beantragt - mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2015. Und die Tendenz ist weiter steigend.
Kurz nach dem gescheiterten Putschversuch hatten auch einige türkische Diplomaten in Deutschland um Schutz gebeten, bestätigt Außenamtssprecher Martin Schäfer: "Wir sehen, dass bei Angehörigen und Mitarbeitern der türkischen Regierung offensichtlich Besorgnisse vorherrschen angesichts der Entwicklung in der Türkei in den letzten Monaten."
Wie viele Soldaten oder ehemalige Regierungsmitarbeiter inzwischen Asylanträge gestellt haben, weiß die Bundesregierung nach eigenen Angaben nicht. In den Statistiken würden keine Berufsgruppen erfasst. Das zuständige Bundesinnenministerium spricht von Einzelfällen, die ordnungsgemäß bearbeitet würden. Auch die aus Ramstein, betont Ministeriumssprecher Johannes Dimroth: "Wie in allen anderen Fällen auch wird natürlich jeder Einzelfall sehr ernst genommen." Es werde geprüft, "ob ein entsprechender Schutzbedarf besteht."
Anfang November hatten mehrere türkische Soldaten aus dem NATO-Hauptquartier in Ramstein politisches Asyl beantragt. Um wie viele Soldaten es sich genau handelt, ist unklar. Ihre Asylanträge werden - wie alle anderen auch - vom BAMF, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bearbeitet. Sollten die türkischen NATO-Soldaten tatsächlich als politisch Verfolgte anerkannt werden, droht dem deutsch-türkischen Verhältnis eine weitere Belastungsprobe.
swr.de (17.11.2016)