Der Westen ohne Eliten
Der Westen, oder besser gesagt das, was wir als den 'erweiterten Westen' bezeichnen, hat ein ernsthaftes Grundproblem. Es scheint im Wesentlichen an einer echten Elite zu fehlen, die ihn regiert. Und um sein Handeln in eine konkrete Richtung zu lenken.
Gewiss, er ist selbstbezogen. Und unfähig zu verstehen, dass die Welt und ihre komplexen und vielfältigen Interessen weit über die Grenzen hinausgehen, die er sich unbewusst selbst gesetzt hat. Und von denen er glaubt, dass sie die Grenzen der ganzen Welt sind. Dabei stellen sie nur die Grenzen einer extrem begrenzten Sichtweise dar.
Diese Unfähigkeit erweist sich als die größte Einschränkung des heutigen Westens. Der nicht einmal begreifen kann, wie sich externe Regierungsaristokratien in der neuen Realität bewegen. Den Beweis dafür lieferte der in vielerlei Hinsicht absurde Besuch unserer Giorgia Meloni in China. Als sie dem chinesischen Staatschef Xi Jinping sagte, er müsse seine Unterstützung für Moskau und Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt einstellen. Im Gegenzug erhielt sie ein höfliches und zugleich ironisches Dementi.
Ironisch, weil es von dem absoluten Oberhaupt einer der größten geopolitischen Realitäten der Gegenwart kam. Und sie ist nur die schwankende Führerin eines Landes, das auf dem allgemeinen Schachbrett zunehmend an Bedeutung verliert; si hat zwar die Botschaft empfangen, aber nicht verstanden.
Andererseits repräsentiert die magere Figur unseres Meloni gut den Zustand der internationalen Beziehungen zwischen dem Westen und dem Rest der Welt. Die übrigens in den Begegnungen zwischen China und anderen europäischen Ländern weitaus dramatischere Züge angenommen hat. Vor allem mit Deutschland und Frankreich, die von der chinesischen Führungselite buchstäblich wie lästige Deppe behandelt werden.
Das Problem, wenn wir es denn so nennen wollen, liegt jedoch in der erheblichen Inkonsequenz der so genannten westlichen Eliten. Dass sie keine sind... oder vielmehr, dass sie Eliten sind, wenn man sie noch so nennen darf, im Wesentlichen selbstreferentiell. Und in der Tat ohne jeden Bezug zur Realität der Völker, die sie angeblich vertreten.
Und 'sollen' ist nur ein blasser Euphemismus, denn die derzeitigen westlichen Regierungszirkel sind völlig losgelöst von der Realität der Völker, deren Ausdruck sie stattdessen sein sollten.
In der Tat stellt sich heraus, dass die Oligarchien, die in den westeuropäischen Ländern an der Macht sind - wenn auch nur in begrenztem Umfang -, im Wesentlichen von der Realität der Völker, die sie regieren, abgekoppelt sind.
Frankreich ist ein Paradebeispiel dafür. Dort hat eine homophile Oligarchie 'Spiele' eingeführt, die nichts anderes sind als die Feier ihrer eigenen 'Laster'. Völlig losgelöst von jeglicher Tradition oder jeglicher Verbindung mit dem gemeinsamen Gefühl der Franzosen. Mit der Mehrheit des französischen Volkes. Nicht von kleinen Gruppen, die sich um selbstbezogene Macht kümmern und darin schwelgen.
Eine separate Diskussion verdienen natürlich die Vereinigten Staaten. Dort ist die Realität unbestreitbar komplexer. Und die Macht liegt nicht nur in den Händen von kleinen, selbstreferenziellen Gruppen.
Außerdem versucht eine dieser Gruppen, die derzeit an der Macht ist, die Macht an sich zu reißen. Und die Staaten zu einem Punkt zu drängen, an dem es kein Zurück mehr gibt, im Konflikt mit Russland, der im Moment noch verdeckt und latent ist.
Es bleibt abzuwarten - und der Horizont ist derzeit unklar und ungewiss - wie dies enden wird.
Allerdings könnte sich dadurch ein Spielplan ändern. Nicht den Inhalt des Spiels selbst.
Die Zukunft des Konflikts in der Ukraine könnte ungewiss bleiben. Und vielleicht könnte es mit einem Wechsel im Weißen Haus - der jetzt sehr wahrscheinlich ist - eine ... friedliche Lösung geben.
Aber das wird keinen Einfluss auf die allgemeine Lage haben. Und vor allem auf den Nahen Osten. Dort werden die Spannungen zur Weißglut getrieben. Und der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, egal wer im Weißen Haus sitzt,
In diesem Spiel scheint Europa jedoch völlig abwesend zu sein. Nicht so sehr wegen einer subalternen Rolle - die es durchaus gibt - sondern wegen der Unfähigkeit seiner angeblichen Eliten.
Wegen der inzwischen offensichtlichen Unfähigkeit dieser Eliten, das Weltgeschehen aus einer breiteren Perspektive zu betrachten.
Und nicht bis zum Punkt der Blindheit durch ihre eigenen flüchtigen und im Wesentlichen dekadenten Vorlieben konditioniert sind.
Übersetzung von Robert Steuckers