Ein Chinese in Europa

22.05.2024

Xi Jinping reist, offiziell, nach Europa. Das hat es seit langem nicht mehr gegeben. Und das allein sollte schon für Schlagzeilen sorgen. Denn Xi ist nicht nur der Präsident von China. Er ist der mächtigste Mann, den das himmlische Reich seit den fernen Tagen von Deng Xiaoping kennt. Und vielleicht sogar seit denen von Mao.

Kurz gesagt, ein kaiserlicher Präsident.

Außerdem ist er der Kaiser der Macht, die jetzt den Welthandel beherrscht. Seit einigen Jahren hat er die USA überholt. Von Europa ganz zu schweigen.

Und jetzt wird er auch in den beiden anderen wichtigen Bereichen immer stärker.

Die Währung. Der chinesische Yuan wird immer mehr zu einem Konkurrenten des Dollars im internationalen Handel. Die Saudis akzeptieren jetzt die chinesische Währung im Tausch gegen Öl und Gas. Und es ist derselbe Weg, den fast alle BRICS-Länder einschlagen. Inhaber und Anwärter.

Eine tödliche Bedrohung für Washington, denn es würde seiner Vormachtstellung in der Welt ein endgültiges Ende setzen.

Dann die Streitkräfte. Die sicherlich noch weit von den amerikanischen Möglichkeiten entfernt sind. Aber die auf eine Truppe von über dreieinhalb Millionen Mann zählen können. Die immer weniger an das alte Modell der Volksarmee der Massen gebunden sind. Und mehr und mehr auf dem Weg zu einer hohen Spezialisierung. Angefangen bei der Marine und speziellen Luftlandeeinheiten.

Kurzum, ein Gast, dieser chinesische Gast, der allen Respekt verdient. Der mit großen Ehren und einem roten Teppich empfangen wird. Der mit den Handschuhen der subtilsten Diplomatie behandelt werden sollte. Und stattdessen...

Und stattdessen haben die herrschenden Klassen Europas in Paris, der ersten Station von Xi Jinpings Reise, ihre Unfähigkeit bewiesen, die Welt um uns herum zu verstehen.

Denn die Treffen mit Macron und von der Leyen entpuppten sich als traurige Farce.

Eine Entscheidung, die an sich schon bezeichnend ist. Denn Xi traf sich nur mit dem französischen Präsidenten und dem EU-Vertreter. Er brüskierte den inkonsequenten Scholz, der Deutschland in einen rapiden Niedergang führt. Und ohne Meloni überhaupt in Betracht zu ziehen. Nicht zuletzt wegen ihrer absurden Aufforderung an Italien, aus dem Seidenstraßenprojekt auszusteigen, wie wir meinen. Das habe ich seinerzeit geschrieben. Die von Washington diktierte Entscheidung wäre nicht ohne Folgen geblieben. Die Chinesen gehen kaltblütig vor. Aber sie haben ein langes Gedächtnis. Und das ist erst der Anfang...

Macron repräsentiert die einzige militärische Macht von Bedeutung in der EU. Und von der Leyen wird als diejenige angesehen, die den anderen, unfähigen europäischen Regierungen diktiert.

Das Treffen lief schlecht. In der Tat sehr schlecht. Macron wagte es, Xi zu befehlen, Russland nicht mehr zu unterstützen und zu helfen. Und sich den westlichen Sanktionen gegen Moskau anzuschließen.

Sie können sich leicht vorstellen, wie sehr dies den sonst so teilnahmslosen Kaiser verblüffte.

Aber Xi Jinping verlor definitiv die Beherrschung, als das unbeschreibliche Ursula/Emmanuel-Duo so weit ging, ihm in herrischem Ton zu sagen, er solle die Industrieproduktion und die Exporte reduzieren. Um nicht die... europäischen Standards zu beschädigen.

Und da schien es wirklich so, als ob Xi sich zu Wort gemeldet hätte. Und erteilte den beiden Figuren eine harte Lektion in Politik und Diplomatie.

Danach reiste er ab. Die einzigen beiden anderen europäischen Stationen: Vucic in Serbien. Putins engster Verbündeter. Und Orban in Ungarn.

Und solche Entscheidungen sind bereits ein klares Signal.

Quelle

Übersetzung von Robert Steuckers