Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus

07.01.2017

Weihnachtsbotschaft von Patriarch Kyrill von Moskau und ganz Russland.

Hochgeweihte Oberhirten, hochwürdige Presbyter und Diakone fromme Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!

Herzlich begrüße ich euch alle in dieser heiligen Nacht und gratuliere mit ganzer Seele zum großen Fest der Geburt Christi: zum Fest der Erfüllung alter Verheißungen über die Erlösung des menschlichen Geschlechts, zum Fest der unsagbaren Liebe des Schöpfers zu seiner Schöpfung, zum Fest der Ankunft in die Welt Gottes Sohnes – des Messias.

Die heiligen Väter sagten Vieles über das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in den vergangenen Jahrhunderten. Und heute wir, wie ehemals diese, hören die Worte kirchlicher Gebete und Gesänge, gehorchen mit Ehrfurcht der Heiligen Schrift, die über dieses herrliche Ereignis erzählt, und hören nicht auf, uns über dieses wunderbare Mirakel zu erstaunen.

Der heilige Symeon der Neue Theologe, indem er über die Geburt Christi nachdenkt, schreibt Folgendes: „Gott, indem er in die Welt kam, ... vereinte die göttliche Natur mit der menschlichen, damit der Mensch zum Gott wird; und in diesem Menschen, der durch die Gnade zu einem Gott wurde, nahm die Heilige Dreifaltigkeit Wohnung“ (Das Wort 10). Und der heilige Ephraim der Syrer spricht von der Menschwerdung Gottes so: „Heute drückte die Gottheit auf sich das Siegel der Menschheit, damit diese sich mit dem Siegel der Gottheit schmückt“ (Die Gesänge zur Geburt Christi).

Indem wir diese weisen Worte achten, lasset uns sich selbst fragen: auf welche Weise können wir uns mit diesem göttlichen Siegel schmücken? Wie erreichen wir die Gottähnlichkeit, zu der die Menschen vom Anfang der Welt aufgerufen sind? Wie sollen wir dafür leben, bis Christus in uns Gestalt annimmt (Gal. 4, 19)? Die Antwort ist einfach: lasset uns den Geboten des Heilands folgen. Mit dem Apostel Paulus zusammen wende ich mich an euch alle, meine lieben: „Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal. 6, 2). Deckt alles mit Liebe – und erlangt ihr den seelischen Frieden und Ruhe. Bequemt euch zu allen in Großmutigkeit – und herrscht in euren Herzen die Freude, und „niemand nimmt euch eure Freude“ (Joh. 16, 22). „Durch eure Geduld gewinnet eure Seelen“ (Lk. 21, 19), - und ererbet das ewige Leben.

Wie ist wichtig, dass wir Christinnen und Christen, nicht nur anderen zur Folge den hohen sittlichen Idealen aufrufen, sondern uns selbst anstrengen, diese Ideale im Alltagsleben zu verkörpern, und in erster Linie – durch das Dienen an die Nächsten. Dann werden wir durch Gnade Gottes in sich die wahren Früchte des Geistes haben: „ Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Gal. 5, 22 - 23). „Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen“ (Heb. 10, 24).

Durch Überwindung Konflikte undTrennungen tragen wir an die Welt das überzeugungskräftige Verkündigung des geborenen Erlösers und durch Taten legen das Zeugnis ab von der außerordentlichen Schönheit und der geistigen Kraft des orthodoxen Glaubens.

Wir sind in das Jahr 2017 eingetreten. Gerade 100 Jahre trennen uns von den Geschehnissen ab, die das Leben Russlands radikal veränderten – das Leben eines großen und multinationalen Landes, die es in Wahnsinnstaten des Bürgerkrieges hineinstürzten, als Kinder gegen Eltern aufgestanden und Bruder gegen Bruder hin ging. Jene nachfolgenden Verluste und Betrübnisse, durch welche unser Volk durchging, wurden größtenteils durch die Zerstörung der tausendjährigen Staatlichkeit und durch den Kampf gegen den religiösen Glauben der Menschen vorbestimmt, die eine tiefe Spaltung in der Gesellschaft erzeugten.

Mit Schauer und Ehrfurcht denken wir an die Großtat der Neumärtyrer und Bekenner der russischen Kirche zurück, durch derer Gebete, wir glauben, verließ der HERR unser Volk nicht und schenkte ihm die Kräfte, die große Arbeits- und Kriegstaten zu erledigen, die zum Sieg im grauenvollsten Krieg aller Kriege führten, zur Wiederherstellung des Landes, - zu den Errungenschaften, die Bewunderung hervorrufen. Wir danken dem HERRN für das an die ganze Welt offenbarte Wunder – für die Wiederauferstehung des Glaubens und der Frömmigkeit in unserem Volk, für die Wiedererschaffung zerstörter Heiligtümer, für die neue Kirchen und Klöster, derer Aufbau selbst ein sichtbares Zeichen der tiefen Veränderungen ist, die in den Herzen d er Menschen stattfanden. In den letzten Jahrzehnten waren und heute bleiben viele Schwierigkeiten und Proben. Alle diese sind aber zeitlich, sofern nicht furchtbar.

Die Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts lehrten uns Vieles, und sollen uns vor Viele m warnen. Lasst uns ungescheut auf den Erlösungspfad schreiten, denn Gott ist mit uns. Lasst uns, uns im Glauben bestärken, denn Gott ist mit uns. Lasst uns, uns in der Hoffnung festigen, denn Gott ist mit uns. Lasst uns in der Liebe wachsen und das Gute tun, denn Gott ist mit uns. Lasst uns alles unser Vertrauen auf den HERRN auflegen, weil er „der ewige Fels “(Jes. 26, 4) ist und, dem Zeugnis von Apostel Petrus nach, ist das Heil in keinem anderen zu finden (Apg. 4, 12).

Möge das Licht Christi unseren Weg auf der Erde immer bescheinen, und dieser Weg möge uns ins Himmelreich führen, das der HERR den ihn liebenden bereitete. Indem ich mich heute mit euch allen zusammen im Geist freue, die in verschiedenen Ländern, Städten und Siedlungen leben, die aber eine Kirche Christi bilden, möchte ich im Gebet jeder und jedem von euch seelische und körperliche Gesundheit wünschen, Frieden in euren Familien, Erfolge in den Werken.

Und möge der in Bethlehem geborene HERR und Erlöser jeder und jedem von uns die Möglichkeit schenken, mit einer neuen Kraft und mit ganzem Herzen seine Gegenwart in unserem Leben zu spüren.

Amen.