Die russische Seele nach Wladimir Weidle

11.03.2024
(Russische Dorfgemeinschaft beim geselligen Beisammensein)

Vorwort

Das Thema der russischen Seele ist nun wieder von brennender Aktualität, was wir nicht zuletzt angesichts des geschichtsphilosophischen Exkurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Interview mit Tucker Carlson erkennen können. Um kurz in dieses Thema einzusteigen und auch die russische Position zu verstehen, ist es wichtig sich mit einigen Stimmen aus Russland zu befassen, die ein Diagramm der russischen Seele und ihrer Konstante in der Geschichte aufzeigen. Ich werde in dem Artikel aufbauend auf dem Werk von Wladimir Weidle (1) und anderen Autoren versuchen dieses Thema in Kürze zu behandeln.

Der Autor

Wladimir Weidle wurde 1865 in Sankt Petersburg geboren und verstarb nach dem er im Jahre 1917, durch seine Wendung gegen die wiedererwachenden Ideen des russischen Nihilismus in Kombination mit der marxistischen Lehre, 1979 ins Exil nach Paris ging. Er gehörte zu jener Bewegung der russischen Intelligenz, welche das Konzept einer geistig-religiösen Restauration (silbernes Zeitalter) der zunehmenden Entfremdung von Volk und Elite entgegensetzen wollten und schlussendlich in die erwähnte Emigration gingen. Schon darin gleicht sein Schicksal Denkern wie Nikolai Berdiajew, Iwan Iljin und Sergei Bulgakow die heute wieder Zuspruch in Russland genießen. Auch diese wollten in dieser kurzen Zwischenphase (2) zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts bis zur Revolution, die gekennzeichnet war durch den nahenden Untergang des Zarentums, eine letzte Erneuerung versuchen. Vor allem auf den Antrieb von Bulgakow lehrte Wladimir Weidle dann Kunstgeschichte am „Institut de théologie orthodoxe Saint-Serge“ in Paris. Neben dieser Tätigkeit wurde Wladimir Weidle bekannt als profunder Kenner der osteuropäischen Kunst- und Kulturgeschichte, sowie seiner Beschreibungen der russischen Seele und deren Entstehungsgeschichte. Er war damit einer der Pioniere die in der Anspannung des Kalten Krieges den Westen die russische Perspektive auf die Welt zu vermitteln versuchten.

Der Ostslawe

Wichtig für die Annäherung an die russische Welt ist es ihre Ethnogenese zu verstehen. Die Ethnogenese setzt sich aus der Schichtung von soziokulturellen Elementen zusammen. Es gibt  Räume die klimatischen und geografischen Eigentümlichkeiten unterliegen, sowie den Interaktionen der in diesen Räumen lebenden Völker. Diese Räume stellen den Menschen neben physischen auch vor geistige Probleme, welche man als Lebensumkreise(3) beschreiben kann. Wichtig hierbei ist auch der Faktor der Organisation, gewisse Grundvorstellungen, die oft auf einen bewusstgewordenen  tieferen Empfinden fußen, stellen die Banden der Zugehörigkeit dar.  Andere historische Faktoren wie die Abgeschiedenheit, Kontakte in fremde Lebenskreise, Isolation und Anpassung an ein Gebiet mit verschiedenen räumlichen, sozialen, aber auch Formen höherer Organisation, die zum Beispiel religiös bedingt sind, können die ursprüngliche Zugehörigkeit lösen und in einen anderen Ideenkreis stellen.  Hierdurch entstanden die Ost-, West- und Südslawen, die zwar alle zur slawischen Welt gehören, jedoch ein eigenes Koordinationsnetz (4) des hiervon abgeleiteten Kollektivs darstellen, welchen der Mensch von Geburt an als Hintergrund seiner Sozialisation zugehört. Besonders im heutigen Ukraine-Konflikt sieht man diesen Konflikt zwischen Ost- und Westslawen, oder einfacher gesagt den katholischen Polen und orthodoxen Russen. Dieser Konflikt ist nicht neu, er ergibt sich aus dem Grenzgebiet der Ukraine. Der Begriff „Ukraine“ leitet sich von Grenze ab und wurde zuvor für mehrere ähnliche Grenzgebiete verwendet. Die Genese, also die Herausbildung der Ostslawen und auch die Etappen dieser zwischen Kiewer Rus, mongolischen Ulus und Moskauer Reich, ist als Zwischenschritt zum heutigen Russland zu sehen. Wichtig ist, dass vor der „Smuta“ (5) als höhere Organisationsidee die byzantinische Orthodoxie, die man von den slawisierten Bulgaren (hieraus entstand das Kirchenslawisch) übermittelt bekam, die Dynastie der Rurikiden maßgebend war.  Diese  Erbfolge erstreckte sich bis zu den frühen Moskauer Zaren  und ihre Zentren verlagerten sich im Laufe der Geschichte von Nowgorod nach Kiew, zu Wladimir und schlussendlich nach Moskau (welches schlussendlich das Erbe von Byzanz als Drittes Rom direkt übernehmen sollte). Im ethnologischen Bereich kann man in diesem Gebieten den konfliktiven und kontemplativen Austausch der Stämme sehen. Jedes Volk weist einen solchen Austausch auf, solange es ein Volk darstellt und keine chaotische Masse, wie man es zunehmend in der westlichen multikulturellen Gesellschaft, von antagonistischen Kräften mit mangelnder Einheitlichkeit, sieht. Bei den Ostslawen sieht man diesen Gang deutlich im slawischen Element, was seinerseits bereits eine teilweise Synthese mit den Finnen einging (also vor allem der westfinnischen/karelischen Abspaltung der uralischen Kultur) welche als sogenannte „Weißäugige“ bezeichnet wurden um schließlich mit Hilfe der ostgermanischen Waräger zu einer Form der dauerhaften Einigung zwischen den Stämmen zu gelangen. Diese erwähnten ostgermanischen Stämme siedelten in der Gegend des späteren Nowgorod (Gorodischtsche) und verlegten wegen der Handelsvorteile mit Byzanz das Zentrum nach Kiew, auf der anderen Seite aber nahm man auch die ersten Kontakte zu den an der Wolga lebenden Proto-Bulgaren auf. Schlussendlich findet man die Spuren der Turkvölker als weiteres Feld bereits mit den Kontakten zu den Kumanen mit welchen es in den Fürstenfehden nicht nur teilweise Verhältnisse in Form von in der Nestor Chronik erwähnten Verschwägerungen gab, sondern auch einen engen Austausch und schlussendlich auch mit den zersplitterten Resten der Goldenen Horde. Das Resultat dieser Prozesse war der Großrusse, dieser ist ein Produkt eines geformten Zivilisationstypus der aus seiner Entstehungsgeschichte gewisse verschiedene Unterethnien als mit ihm vertraute Elemente seiner eigenen Genese erkennen kann. Man kann den Großrussen somit als Kristallisationsprozess auf einen spezifischen Raum, der nach Einheit strebte, betrachten. Ähnlich wie man den Europäer solch einen Typus aus der romanisch-germanischen Kultur betrachten kann.

Horizontalkultur und Vertikalkultur

An dieser Stelle geht man nun vom geschichtlichen zum natürlichen Raum über. Der klimatische und geographische Raum und seine Bedingungen sind für den Menschen fundamental, ebenso das Vorhandensein oder nicht Vorhandensein der festen Grenzen als Form von Orientierungspunkten sowie auch der dauerhaften Einfriedung. Die Lebensweise zwischen Jägervölkern und sesshaften Bauern ist zum Beispiel keine willkürliche Wahl, sondern mit allen daraus entstehenden Elementen der Volkskultur und wechselseitiger Kontakte eng an den das Schicksal prägenden Lebensraum angepasst. Diesen Wesenszug erkennen wir auch bei den finnischen Völkern (uralische Kultur), im Laufe der Zeit übernahm der westliche Strang der Finnen vermehrt Elemente der sesshafteren und bäuerlichen Kultur, was auch zu einer stärkeren Synthese mit den Slawen beitrug woraus ein gewisser nordrussischer Typ entstehen sollte, wogegen die östlicheren Wolga-Finnen mehr die nomadisierenden Züge der Jägerkultur beibehielten. Wladimir Weidle umschreibt in seinen Buch die Besonderheit des russischen Raumgefühls, welches einen eigenen Begriff von Freiheit und auch von Ordnung, sowie darauf fußender Entwicklung in sich trägt. Der russische Raum ist weniger von klaren Linien begrenzt und von fest verlässlichen Gezeiten durchzogen. Er ist getragen von einer weiten Ebene mit einem rauen, oft wechselhaften Klima. Er neigt zu Extremen und zugleich zur Verflüchtigung des Blicks in die gleichförmige, Konturen negierende Weite. Ergänzend zu Wladimir Weidle merkte auch der Philosoph Essad Bey (6) richtig an, dass diesem Lebensraum mehr ein Weltgefühl als ein Formgefühl auslöst, eher einen anarchisches Hang, als ein klares Gefüge. Dieses Weltgefühl spiegelt sich auch in vielen russischen Denkern wie Dostojewski, bis hin selbst in einer Abart zum Internationalismus der Bolschewiki, wider. In der Ebene der weiten Steppe hatte man die Unendlichkeit vor Augen, den Drang in diese Weite als Freiheit und die alleinige Verbundenheit mit Gott standen in einem Zusammenhang dieser Erfahrung, gleichzeitig aber die Notwendigkeit der Wanderschaft, die stete Arbeit am vom  Klima bedrohten Boden. Hieraus sollte sich zugleich auch eine Einfühlung und auch eine Ergebenheit an den Boden ergeben, dieser wurde eine wichtige Grundlage des kulturspezifischen Denkens und Philosophierens. Dieser Hang zum Boden  spiegelt sich zum Beispiel in der Verehrung der „feuchten Muttererde“ wider, die im russischen Doppelglauben auch auf die Gottesmutter als demütige Erde nach Dostojewski überging. Der melancholische Hang der Einkehr zur Erde steht hier in einer engen Verbindung zum energischen Hang der diese durchziehenden Gezeiten. Das Gemüt der Extreme hängt also eng mit den Gezeiten und dem grenzenlosen Raum zusammen.  Wladimir Weidle klassifiziert ähnlich wie Iwan Iljin den russischen Menschen als Gefühlsmenschen, der in dieser unendlichen dünnbesiedelten Weite und durch den Mangel an festen einhegenden Grenzen geprägt wurde. Die Form ist eine Aufgabe, die durch Zähigkeit abgerungen werden muss. Diese sehen wir in Russland in den nordrussischen Waldbauern, auch diese sind nicht zu vergleichen mit den europäischen Bauern, sie lebten in engen Dorfgemeinschaften und im Einklang mit der Natur um den Rhythmen der chaotischen Gezeiten zu trotzen und diese für sich zu nutzen. Gleichzeitig sollte er die Grundlage des Staatsaufbaus mitprägen, die nordrussische Wald-Kultur ist der Strang der Geduld, der mit der südrussischen Steppen-Kultur der Rast einen dialektischen Gegensatz in Form einer Synthese bildet (7).  Dies führt zu einer eigenen Konzeption von Herrschaft, sowohl die der orthodoxen östlichen Mystik, in ihrer auf der gereinigten/geläuterten Naturschau als ordnende Stellung der Dinge vor Gott welche sich am stärksten im Starzentum manifestierte, wie auch die Idee des zentralen Herrschers als spezifisch russische Charakteristika, die sich aus dem Hang höherer Ordnung im Reichtum der undurchdringlichen Extreme ergeben. Der Zusammenbruch der Kiewer Rus in den Fürstenfehden, die  Herrschaft durch die Goldene Horde wurde als Strafe Gottes, als Vergessenheit der nötigenden einigenden Form als Überhandnahme der egoistischen Ambitionen (siehe Igor Lied) gesehen. Durch die Desorganisation der Horde die einen ähnlichen Prozess wie zuvor die Kiewer Rus ging, ging mit Iwan Grosny die neue Bindung zur Form einher und zugleich Übernahme der mongolischen Verwaltung als Erbe. Dies ist die Grundlage der Moskauer Rus als drittes Rom, welche sowohl die Kiewer Rus wie die Horde beerben sollte. Es zeigt sich weiterführend hier die Wichtigkeit der Ordnung durch den starken Aufbau des Staates und der Wert  der Befriedung, die den Segen des gerechten Herrschers und dessen Überwindung der Eitelkeit in Form der Idee des Herrschers als ersten Laien und Gerechten ausmacht.

Form und Antiform

Hieraus kann man auch den Kontrast zwischen Form und Antiform sehen, die Umwelt und  die Abhängigkeit des Menschen von der Familie, die mehr als bei anderen Völkern in den Familien und Naturbanden bestehen. Der zwischenmenschliche Bereich bei dünner Besiedelung band den Menschen an die familiäre Gemeinschaft, was die einseitige Emanzipation des Individuums nicht möglich machte. Diese Bindung an das Familiäre und zur Einfühlung in die Naturprozesse steht in einem Gegensatz zum sterilen Formalismus einer rein  künstlichen Umgebung. Der Formalismus wird als Einengung gesehen und als etwas Unechtes, von der Lebenswirklichkeit fernes, sowie auch als ungerecht, da zu abstrakt und das Leben nicht treffendes verstanden. Der spätere Kontrast zwischen der kalten Form und der Freiheit, wie man sie bei den Gottessuchern, aber auch bei manchen Typen von Anarchisten findet, sah man in der einseitigen technokratischen Adaption des (nach-)petrinischen Russlands. Das petrinische Russland das als eine übereilte Kopie des Westens erschien, konnte keine eigene Kultur aufbauen, die dem Volk entsprach. Die Kategorien entsprangen einer fremden Welt und daraus bildeten sich zwei verschiedene Ideen von Russland, wo die eine die städtische Insel, die andere den Rest, also das Kernland, darstellte. Man kann den russischen Nihilismus in den Jahren von Alexander II. gewissermaßen als Selbstverzweiflung der städtischen Intelligenz verstehen, sowie man schon zuvor auf andere Art und Weise die Kritiken der ersten Slawophilen in den Zeiten Nikolaus I. demgemäß einordnen kann. Dieser Hang zur Revolution und dem Maximalismus der Ablehnung bei den russischen Nilhilsten entlud sich, da er keinen anderen Ausdruck mehr sah als jenen  der Zerstörung als eine Art Katharsis. Auch der russische Nihilismus suchte seinerseits eine unterdrückte Freiheit, beseelt durch einen Hang zum Konkreten. Er war ein reinigendes Leiden an  einer fremden Form, ähnlich der mancher Selbstverbrennungen bei den Altgläubigen, die lieber ihre Seele retten wollten, als in der gefallenen Welt des Antichristen noch weiter zu existieren. Darin konnte der russische Nihilismus  gleichzeitig als ein Ausdruck verstanden werden in Form eines  Ausbruches zwischen aus einer zu engen Form und der eigentlichen Grundlagen des russischen Lebens. Ein gutes Beispiel liefern hier die Narodniki (Volkstümler) deren Grundideen jenen der konservativen Slawophilen nicht so fern standen.

Römisches Recht und Dorfgemeinschaft

Ein weiterer maßgebender Teil des Bruches findet sich auch in der Auffassung der Tradition des Rechtes. Das römische Recht fußt auf einer ihm eigenen Organisation und Tradition, sein letzter Kern ist das Privateigentum. Dieser Begriff des Privateigentums stieß bereits bei den Germanen stellenweise auf Unverständnis, umso mehr missverstanden wurde er aber durch die künstliche Einführung in der russischen Welt und in der Abgeschiedenheit des bäuerlichen Volkes von der Elite. Wie August Franz von Haxthausen (8)  beschreibt, fußte das russische Rechtsgefühl ohne feste Begrenzungen auf der Dorfgemeinschaft (Mir) sowie der mit ihr verbundenen inneren Gerechtigkeit und war darum Kategorien fern, die von einer klaren Abgrenzung des von der Gemeinschaft emanzipierten Eigentumsbegriffes und schlussendlich auch Rechtsgefühls sprachen. Der Boden war nicht der Ertrag des Einzelnen, er war von Gott gegeben. Er stand da zur Bewirtschaftung durch die Familien und zur Weitergabe an die erweiterte Familie als geeintes Band der Gemeinschaft.  Die Leibeigenschaft wurde zusammen mit dem Schisma von der Bevölkerung nie gänzlich getragen, noch weniger jedoch die generelle Übernahme der Industriegesellschaft in Russland nach westlichen Vorbild. Das kollektive Eigentum entsprach mehr einem von der Familie abgeleiteten Stammesrecht und einer bewahrenden Verwaltung anstatt eines reinen Besitz des Bodens. Das oben erwähnte petrinische Russland musste an seine Grenzen stoßen, es wollte die Form und sah die Notwendigkeit einer Aneignung von Mitteln aus dem Westen. Es ist zwar immer wichtig sich gewisse technische Errungenschaften anzueignen und dies sah man auch bei den den ersten Moskauer Zaren, zum Beispiel Iwan IV,  jedoch ist es immer eine Aufgabe und Prüfung diese Errungenschaften in Einklang mit der Soziologie und Psychologie des Volksganzen zu bringen. Bereits Dostojewski meinte es sei Russlands Aufgabe die  Erträge aus Europa mit einem eigenen russischen Geist anzureichen um sie dann anschließend Europa wieder  zurückzugeben. Im heutigen Russland stehen die Tendenzen hin zu einer eigenen Originalität des Ausdrucks gut und dieses nimmt auch einen positiven Bezug auf die klugen Köpfe der eigenen Vergangenheit, daher ist das werdende neue Russland nicht nur eine autarke eigene Zivilisation, sondern eine Brücke zwischen Ost und West. Dieses kann schließlich der ganzen Kontinentalmasse zwischen Asien und Europa als Verständigungsraum dienen. Des weiteren ist Russland auch eine Inspiration für den Westen, da es Werte wie Familie und den Bezug zu den authentischen Bindungen noch nicht gänzlich verloren hat.

Verweise:

1.Wladimir Weidle – Russland Weg und Abweg, Deutsche Verlags-Anstalt 1956

2. Diese Zwischenzeit war gekennzeichnet durch eine scheinbare Überwindung des vormals in der Intelligenzija populären Nihilismus und brachte auch kurzweilig restaurative religions- und naturphilosophische Erscheinungen zum Vorschein. Bevor die Bolschewiki sich wieder auf die Lehren der russischen Nihilisten und Marxisten beriefen.

3. „Unter dem Geist (mit dem sich die Geistesgeschichte befaßt) verstehen wir das Bewußtsein der Menschen vom Wesen ihrer Existenz. Jeder Mensch besitzt ein solches Bewußtsein, mag es auch noch so verschwommen und unbestimmt sein." Dmitrij Tschižewskij  - Das heilige Russland – Russische Geistesgeschichte I,  Seite 7, Rowohlt Taschenbuch Verlag 1959

4. Als Koordinationsnetz ist ein Zusammenwirken von Fragmenten eines  Ganzen zu verstehen, welches aus ineinandergreifenden Formen der wechselseitigen Organisation und des geographischen wie  kulturellen Verkehrs bestimmt wird. In diesem Falle entstehen hierdurch aus einen Stammvolk verschiedene Untervölker die jeweils anderen kommunikativen Feldern dauernder Interaktion angehören. Die Einheit die ursprünglich bestand weicht verschiedenen Netzen  des ökonomischen, kulturellen wie auch geistigen Verkehrs.

5. Smuta/Смутное время  meint die Zeit der Wirren, die Regentschaft der zwei falschen Dimitris als Zaren. In welcher vor den Einsatz der Nischni Nowgoroder was zur Herrschaft der Romanow Dynastie führte ganz Russland drohte als Resultat der Unruhen zur polnischen Kolonie zu werden.

6.„Der Leser vergegenwärtige sich die unendliche, östliche Steppe, die ewig gleichförmige, in breiten Wellen erstarrte Ebene. Keinen Ruhepunkt bietet diese zur Ebene gewordene Unendlichkeit“ Essad Bey – Russland am Scheideweg, Seite 11, Edition Acephale 2023

7. „Daraus sind zwei verschiedene Wirtschaftsordnungen und Charaktere entstanden: die Waldwirtschaft und Holzarchitektur im Norden, wo der Mensch ruhiger, besonnener, verantwortungsvoller auftritt und zum gründlichen politischen Aufbau auf lange Sicht neigt, und die Feldwirtschaft und Lehm-Stein Architektur des Südens, wo der Mensch verwegener, gleichgewichtsloser und leichtsinniger zu sein scheint und nur allzu oft politische Entfesselung für die wahre Freiheit nimmt“ Iwan Iljin – Wesen und Eigenart der russischen Seele, Seite 21-22, Philosophia Eurasia 2016

8. August Franz von Haxthausen - Studien über die inneren Zustände, das Volksleben und insbesondere die ländlichen Einrichtungen Russlands Band 1, Hahnsche Buchhandlung 1847