Adornos falsche Bewertung der Massenmanipulation
Angesichts jüngster Ereignisse in den Vereinigten Staaten finde ich es merkwürdig, dass Theodor W. Adorno (1903-1969) bei dem Versuch, Informationen über die psychologischen Merkmale derjenigen zu sammeln, die am ehesten zur Annahme faschistischer Ideen neigen, zu dem Schluss kam, dass die Manipulation der Massen zur „Regression“ der Menschheit führt. Obwohl ich jede Form von Zwang und Massenkontrolle ablehne, stimme ich mit Adornos Analyse nicht überein.
Das Wort „Rückschritt“ bezeichnet mehr oder weniger die Rückkehr zu einem früheren oder weniger entwickelten Zustand, aber die Geschichte lehrt uns, dass Manipulationen, die in einem solchen Ausmaß betrieben werden, wie man sie im faschistischen Italien, in Maos China oder auch in der heutigen westlichen Gesellschaft findet, tatsächlich fortschrittlich und keineswegs rückschrittlich sind. Die heutigen Massengesellschaften, in denen eine große Zahl von Menschen von einer kleinen Elite kontrolliert wird, sind jedoch kaum mehr als ein kleiner Ausrutscher auf dem Radar der menschlichen Jahrtausende und daher untrennbar mit der linearen Entwicklung der Zivilisation selbst verbunden. Mit anderen Worten: Massenmanipulation ist etwas, das von Imperien und Nationalstaaten praktiziert und zur Kontrolle und Beeinflussung großer Bevölkerungsgruppen eingesetzt wird, sie ist kein Merkmal sogenannter primitiver Gesellschaften.
Nebenbei bemerkt ist ein sehr aufschlussreicher Faktor in den Bemühungen der Frankfurter Schule, solche Daten zu sammeln, dass die Gruppe zwischen 1929 und 1931 versucht hatte, das Potenzial für eine marxistische Revolution unter den deutschen Arbeitern zu messen, während ihre Exil-Denker 1947 im Auftrag der Universität von Kalifornien praktisch dasselbe taten. Zu diesem Zeitpunkt hatten Adorno und seine Kollegen - nachdem sie den Krieg damit verbracht hatten, die amerikanische Regierung in ihrem Feldzug gegen Hitler zu unterstützen - Dinge wie Revolution und Klassenkampf völlig abgelehnt, was zweifellos ihre wahren Motive in Frage stellt.
Übersetzung von Robert Steuckers