Terror in Nizza: Entsetzen über Anschlag mit 84 Toten

15.07.2016

Am Abend des Nationalfeiertags ist Frankreich erneut zum Ziel eines schweren Terroranschlags mit vielen Toten geworden: Ein Lkw-Fahrer steuerte sein Fahrzeug am Donnerstagabend auf der Uferpromenade in Nizza ungebremst in eine Menschenmenge, die dort das Feuerwerk zum Abschluss des Feiertags verfolgt hatte. Mindestens 84 Menschen wurden getötet.

Präsident François Hollande bezeichnete die Tat als "terroristisch". Er kündigte eine Verlängerung des Ausnahmezustands und die Einberufung von Reservisten an.

Bei einem Anschlag am französischen Nationalfeiertag sind in Nizza mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen.

Nach Schilderungen von Polizei und Augenzeugen ging der Fahrer des Lastwagens mit großer Kaltblütigkeit vor: Er raste auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge und setzte seine Fahrt noch rund zwei Kilometer fort, ehe die Polizei ihn erschoss. Hinter sich ließ er eine Spur der Verwüstung. Auf der Uferpromenade lagen nach der Attacke dutzende Tote aufgereiht, bedeckt von weißen Tüchern.

Mindestens 84 Tote nach Terror in Nizza

"Wir sahen, wie Leute getroffen wurden und wie Gegenstände umherflogen", berichtete AFP-Journalist Robert Holloway, der sich zu dem Zeitpunkt vor Ort befand. Die Menschen rannten in Panik auseinander. "Die Leute haben geschrien", sagte Holloway. "Es war das absolute Chaos."

Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, es seien mindestens 84 Menschen getötet worden. Es gebe 18 Schwerstverletzte. Unter den Toten sind nach Hollandes Worten mehrere Kinder.

Die Promenade des Anglais ist eine der bekanntesten Flaniermeilen Europas. Der Zeitung "Nice Matin" und dem Regionalpolitiker Christian Estrosi zufolge sollen die Passanten nicht nur umgefahren, sondern auch beschossen worden sein.

Laut eines Augenzeugen eröffnete der Fahrer des Lkw das Feuer auf die Polizei. Der Fahrer habe mit einer Pistole durch die Windschutzscheibe seines Fahrzeugs geschossen, sagte ein englischsprachiger Mann, der seinen Namen mit Nader angab, dem französischen Sender BFMTV.

Angriff hat "terroristischen Charakter"

Der Präsident wandte sich noch in der Nacht in einer Fernsehansprache an die Nation, die in den vergangenen Monaten von einer ganzen Serie von Anschlägen verunsichert wurde. Der "terroristische Charakter" des Angriffs könne nicht geleugnet werden, sagte der sichtlich erschütterte Präsident. "Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terrorismus bedroht."

Hollande kündigte entschlossene Gegenwehr an. "Wir müssen alles tun, um gegen die Geißel des Terrorismus kämpfen zu können", sagte er. "Wir werden jene zur Rechenschaft ziehen, die uns auf unserem eigenen Boden angreifen." Hollande stellte in Aussicht, den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien zu verstärken.

Ausnahmezustand soll verlängert werden

Der nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 verhängte Ausnahmezustand solle erneut um drei Monate verlängert werden, kündigte der Präsident an. Eigentlich hätte der Notstand Ende Juli auslaufen sollen.

Zudem kündigte der Präsident die Einberufung von Reservisten an, um die Ränge von Polizei und Gendarmerie zu stärken. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land würden weiter verstärkt. Die Feierlichkeiten in Frankreich zum Nationalfeiertag am 14. Juli hatten wegen der Anschlagsgefahr unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden. Allein in der Hauptstadt Paris waren 11.500 Polizisten im Einsatz.

Für 9.00 Uhr berief Hollande eine Sitzung des für Sicherheit und Verteidigung zuständigen Kabinetts ein. Anschließend wollte er mit Ministerpräsident Manuel Valls nach Nizza reisen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Weltweit reagierten Politiker bestürzt auf den erneuten Anschlag in dem Land.

Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich erschüttert über die Attacke. Er sprach von einem "brutalen Anschlag auf friedlich feiernde Menschen", der ihn "mit Entsetzen" erfülle. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Attacke von Nizza und sprach von einem offenbaren "schrecklichen Terroranschlag". Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Tat noch in der Nacht als "barbarischen und feigen Akt des Terrorismus".

In Frankreich herrscht seit den islamistischen Anschlägen vom 13. November der Ausnahmezustand. Attentäter hatten bei Attacken auf das Fußballstadion Stade de France, den Pariser Musikclub Bataclan und eine Reihe von Bars und Restaurants 130 Menschen getötet. Zum schwersten Anschlag in der Geschichte Frankreichs bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Zum Anschlag von Nizza bekannte sich zunächst niemand.

web.de (15.7.2016)

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