Trumpismus und Biopolitik
Ich habe bereits über den Trumpismus als eine „Foucauldsche“ biopolitische Operation gesprochen. Ich werde versuchen, dieses Konzept besser zu erklären. Zunächst halte ich es für notwendig, die Bedeutung der Medien (als Instrumente der „Machtproduktion“) für geopolitische Studien und Analysen zu betonen. Bereits Karl Haushofer erkannte 1928 angesichts des Ungestüms der Massenpolitik, wie wichtig es ist, die öffentliche Meinung auf die geopolitische Dynamik aufmerksam zu machen, auch wenn die Informationen notwendigerweise vereinfacht und zur Orientierung des Publikums geeignet sein müssen. Mit anderen Worten, Haushofer verstand vor anderen, dass die mediale Darstellung ein integraler Bestandteil der geopolitischen Dimension ist und ein nützliches Instrument, um emotionale (also nicht kritisch begründete) Unterstützung für das Handeln zu gewinnen.
Die Sphäre der Kommunikation ist also von grundlegender Bedeutung für die Geopolitik, und die Medien selbst werden als Instrumente zur Darstellung von (Geo-)Politik und Macht interpretiert.
Die „kritische Geopolitik“ (die in den 1980er Jahren entstand) untersucht die Medieninhalte, um die besonderen Interessen und die „netzartige/zirkuläre Macht“ der Medien zu verstehen. Denn die räumlichen Darstellungen der Macht spielen eine entscheidende Rolle für das Verständnis politischer Strategien. Gleichzeitig muss eingeräumt werden, dass der so genannte „geopolitische Journalismus“ oft genug selbst zu einem Machtinstrument und/oder zu einem Produzenten von Propaganda wird. Unter Propaganda verstehen wir die bewusste und systematische Produktion stereotyper Mediendarstellungen zum Zwecke der Manipulation, Selektion oder Verschleierung von Tatsachen und Phänomenen und zur Orientierung der öffentlichen Meinung durch politische und/oder wirtschaftliche Subjekte, die die Machtzentren repräsentieren (man denke an die emblematischen Fälle der Ukraine und Palästinas).
Diese „strategische“ Nutzung der Medien hat es historisch immer gegeben. Während des so genannten „Great Game“ oder „Tournament of Shadows“ (dem „Kalten Krieg“ zwischen Großbritannien und Russland in Zentralasien im 19. Jahrhundert) hörten britische Zeitungen beispielsweise nicht auf, das Zarenreich als bösartiges Gebilde zu beschreiben. Oder denken Sie an die Art und Weise, wie die päpstlichen Gesandten Friedrich II. beschrieben haben. Dieser „strategische Gebrauch“ hat im Zeitalter des Totalitarismus bemerkenswerte Erfolge erzielt, und obwohl er nie aufgehört hat, hat er mit dem Aufkommen des Internets eine sehr eigenartige Entwicklung erfahren. Während die traditionellen Medien einen vertikalen Ansatz verfolgen (Auswahl, Gestaltung und Berichterstattung der „Nachrichten“ von oben), verfolgt das Internet einen horizontalen Ansatz, bei dem die Nachrichten an der Oberfläche flüssiger und freier fließen. In Wirklichkeit entspricht die Vervielfältigung der Medien und der sozialen Plattformen nicht einer wirklich größeren Informationsfreiheit. Die Unternehmen, die die Netzströme kontrollieren, sind größtenteils (zumindest die großen) in den Vereinigten Staaten ansässig und gehören zu imposanten Industriekonzernen mit beträchtlichen Interessen, die direkt mit der Politik und dem Krieg verbunden sind (wobei die Politik die Fortsetzung mit anderen Mitteln ist, wie Clausewitz schreibt). In diesem Sinne, wie Rating-Agenturen, NGOs, Investmentfonds, Interessengruppen, produzieren auch soziale Plattformen (Facebook, X, und so weiter) Macht. Und sie tun dies auf eine ganz besondere Art und Weise. Wie das transnationale Finanzwesen verringern sie nämlich Räume und Entfernungen in dem Sinne, dass sie die Ausübung von Macht auch in Bereichen ermöglichen, die extrem weit von ihrem eigentlichen Zentrum entfernt sind. Auf diese Weise übt das Netz eine fließende Macht aus, die sich unbegrenzt ausdehnen kann.
Im Zeitalter des digitalen Kapitalismus/Imperialismus drängt sich der Trumpismus folglich in erster Linie als ein Prozess der Umstrukturierung des nordamerikanischen Machtsystems auf: ein Prozess der Substitution zwischen alten und neuen Industrieoligarchien, deren langfristige geopolitische Interessen nur teilweise divergieren (der russische „Schurke“ wird durch den iranischen oder chinesischen „Superschurken“ ersetzt). Dieser Umstrukturierungsprozess erfordert jedoch das, was zuvor als „unkritische emotionale Unterstützung“ beschrieben wurde, die mit (oft „visionärer“) Propaganda gefüllt wird. Und hier ist also die fast vollständige Ausrichtung der nordamerikanischen sozialen Plattformen auf die strategischen Interessen des Zentrums und die Schaffung eines vermeintlich „neuen oder erneuerten Raums“ zu sehen, der durch die Interaktion zwischen „neuen/alten Mächten“ entsteht, die sich in der Vorstellung des kollektiven Westens schichten und verfestigen.