Heroismus gegen Hedonismus - im modernen geopolitischen Kontext

29.12.2016

Jeder der einen genauen Blick auf die gegenwärtige geopolitische Situation wirft versteht sofort, dass die Tagespolitik selten Antworten auf die Frage nach der Natur und den Gründen für den Gegensatz zwischen der Atlantischen und der Eurasischen Zivilisation liefert. Wenn man hingegen in der theoretischen Analyse zu weit geht, könnte man die Verbindung mit konkreten politischen Manifestationen dieses Gegensatzes verlieren. Der beste Weg um sich mit dem Gegensatz zwischen der Atlantischen und Eurasischen Zivilisation zu beschäftigen, wäre es sich mit ihren Endprodukten zu beschäftigen und über ihre Paradigmen zu denken. Die Ausgangsbasis für diese Denkweise wäre eine Reflexion über die Widersprüche innerhalb der Paradigmen dieser zwei Zivilisationen. Besitzen sie zukünftige Auslöser für ihre Selbstzerstörung an einem hypothetischen Punkt in der Zukunft? Bleibt man bei der selben Betrachtungsweise, ist es ein Leichtes die Unverhältnismäßigkeit an Widersprüchen innerhalb dieser beiden Zivilisationsmodelle zu finden. Wir kommen zur Erkenntnis, dass die eigentliche Struktur der atlantischen Zivilisation ein Widerspruch ist. Behält man dies im Kopf und folgt einfach der Logik, ist es offensichtlich dass dieses Zivilisationsmodell nicht fähig ist zu überdauern und kollabieren muss.

In diesem Zusammenhang und zum Zwecke dieser Reflexion schlage ich vor, von folgenden Grundannahmen auszugehen Im grundlegenden Sinne können wir von zwei Gesellschaftsmodellen ausgehen Eines kann man als heroisch, das andere als hedonistisch definieren. Das heroische Gesellschaftsmodell basiert auf den Prinzipien die jeden Tag transzendiert werden und damit auf der irdischen Existenz und ihren prosaischen Kontext. Dieses Prinzip könnte die Spiritualität sein, die Tradition, eine Idee oder eine Ideologie. Sie steht im Gegensatz zur hedonistischen Gesellschaft, welche den Komfort des Individuums und seiner Bürger zum Prinzip erhebt. Einige Beispiele für das Heroische Modell sind das antike Sparta, Gesellschaften des „Dritten Weges“ im Zwanzigsten Jahrhundert, das Japanische Reiche während der Taisho- und frühen Showaperiode, Russland zur Zeit des Zarenreiches und des Kommunismus usw. In diesem Zusammenhang ist es wichtig das moderne Russland, den Träger der Eurasischen Idee als eine „Gesellschaft der Idee“ oder eine „Gesellschaft des Geistes“ zu definieren, also als eine heroische Gesellschaft. Wir sprechen hier vom Russland Vladimir Putins, welches das Russland ohne eine klare Idee und Strategie unter der Herrschaft Gorbatschows und Jelzins ersetzt hat. Putins Russland wurde als Heroische Gesellschaft zu einem hohen Grad von der Neoeurasischen Schule der Geopolitik unter direktem Einfluss von Alexander Dugin und seinen Anhängern geprägt.

Im Gegensatz dazu steht als Beispiel einer Hedonistischen Gesellschaft das seit dem Kollaps der bipolaren Weltordnung in den späten 80er Jahren des 20 Jahrhunderts global vorherrschende Modell der Liberalen Demokratie. Dieses Modell steht als Synonym für die Atlantische Zivilisation, deren Paradigma und praktische Ausprägung der Liberalismus ist. In diesem Gesellschaftsmodell sind der Hedonismus und der Konsumwahn die bestimmenden Paradigmen für die Bürger. Das höchstmögliche Ziel ist eine mehr oder weniger bewusste, also ideologisierte, Tendenz hin zu Komfort und Genuss im individuellen Leben der Bürger. In diesen „freien“ Zivilgesellschaften wird der Mensch buchstäblich vom Tier nicht mehr unterscheidbar und die gesamte menschliche Existenz wird aufs Fressen, Paaren und finden eines Unterschlupfes reduziert.

Im Gegensatz dazu ist in den Heroischen Gesellschaften der Komfort immer im Hintergrund und von geringerer Wichtigkeit. Das ist nicht notwendigerweise eine negative Tugend, aber immer von Natur aus der Idee oder dem Prinzip einer Gesellschaft unterlegen. Das Individuum stellt dabei mehr oder weniger einen funktionierenden Bestandteil der Idee von Gesellschaft dar. Die historische Erfahrung aller menschlichen Zivilisationen beweist, dass das Individuum einen höheren Zweck braucht um zufrieden gestellt werden. Ansonsten fühlt und verhält es sich verloren, deprimiert, gesättigt im Sumpf der Sinnlichkeit innerhalb einer sinnlosen Gesellschaft. Wenn das Individuum hingegen einer übermäßigen Repression als Folge eines bestimmten sozialen Prinzips ausgesetzt ist und die Gesellschaft als Ganzes zu repressiv wird, ist sie zum Scheitern verdammt. Die Heroische Gesellschaft darf nicht zu repressiv werden, sondern sollte sich vielmehr auf das notwendige Gleichgewicht zwischen der Integrität seiner Prinzipien und der Integrität seiner Bürger konzentrieren.

Das Individuum, welches als Produkt einer Hedonistischen Gesellschaft erscheint ist eindeutig in entscheidendem Maße jenem einer Heroischen Gesellschaft unterlegen. Mit Problemen konfrontiert, wird das verzogene Individuum welches der hedonistischen Mythologie entsprechend erzogen wurde nicht dazu in der Lage sein diese Probleme, vor die es gestellt wird, zu lösen, sowohl im metaphysischen als auch im praktischen Sinne. Darüber hinaus wird es auch die Situation nicht verstehen, in die es geworfen wurde. Ein Problem das den Hedonismus widerspricht ist die extrem irrationale Kategorie, welche als Antipode zum bestehenden sozialen Paradigma betrachtet werden kann, der Genuss. Für eine intelligente Person ist es klar, dass das menschliche Leben größtenteils aus Problemen besteht und das Individuum, welches von dieser Art Gesellschaft geprägt wurde, immer frustriert und depressiv sein wird. Daher beobachten wir immer verschiedene Formen des Eskapismus und der sozialen Abweichung in solchen Gesellschaftsmodellen (Von Neurosen aller Art bis hin zum Suizid, Opiaten, der Spaßgesellschaft, sexuellen Abweichungen die zur „Selbstverwirklichung“ werden und nicht eine Angelegenheit der öffentlichen Gesundheit bleiben.) In einer Heroischen Gesellschaft hingegen, in welcher der Hedonismus des Individuums einen weniger wichtigen Platz zugewiesen bekommt, wird das Individuum auf eine stoische Art geformt, deren Zweck es ist den persönlichen und individuellen Zustand des Individuums für einen höheren Zweck zu transzendieren (ein Prinzip, eine Idee). Dadurch wird es wesentlich effektiver in die Lage versetzt Problemen auf einer individuellen und sozialen Ebene zu begegnen. Er betrachtet das Problem als Normalität, nicht als pervertierte Kategorie und ist dazu in der Lage in einen solchen Zusammenhang normal zu funktionieren. Diese Individuen sind von einem anderen Schlag als die Biomasse der westlichen Bürgerdemokratien. Ein deutliches Beispiel steht in Verbindung zu den Mitgliedern einer Gesellschaft welche mit extremen Umständen konfrontiert werden. Nehmen wir die Soldaten und Krieger als Beispiel. Der Krieger eines heroischen Sozialmodells ist auf der individuellen Ebene wesentlich effizienter und näher an einem erfolgreichen Verhalten im Zusammenhang desa Krieges als die Berufssoldaten der modernen Hedonistischen Gesellschaften. Dies liegt an den Prioritäten, welche in diesen Gesellschaften bei der Prägung des Individuums gesetzt werden.

Vor diesem politischen Hintergrund nähert sich Serbien leider der Atlantischen Zivilisation und ihren Strukturen an, also der EU, NATO usw., weil es ihnen an historischer Bildung und in der Hauptsache am politischen Bewusstsein der Eliten mangelt, aber auch, weil eine destruktive 5 und 6 Kolonne in der politischen Sphäre Serbiens aktiv ist.

Das westliche atlantische, merkanntilistische, politisch-ökonomisch-kulturelle und anti-spirituelle Modell ist historisch inkompatibel mit den grundlegenden Prinzipien und Archetypen der serbischen Identität und ihres byzantinischen und eurasischen Erbes. Es ist allgemein bekannt, dass Nationen, welche Elemente aus der Identität fremder Kulturen importieren sich von ihrer eigenen Kultur entfremden, einen Mangel an Vitalität erleiden und zum Untergang verdammt sind. Im serbischen Nationalbewusstsein brennt noch immer eine starke byzantinische und eurasische Flamme. Dieses stellt einen gigantischen spirituellen und kulturellen Schatz für Serbien dar, insbesondere im Vergleich mit anderen Kulturen und Traditionen. Serbien sollte in jeder Hinsicht zu diesen Wurzeln zurückkehren. Ex oriente lux.