Trumps Religion

09.12.2016

Bei Donald Trump von einem religiösen Menschen zu sprechen mag auf den ersten Blick verwirrend wirken. Der dreimal verheiratete Milliardär und Medienstar hat in den letzten Jahren selten durch spirituelle oder gar religiöse Gedanken aufhorchen lassen. Viele behaupten sogar, daß er erst seit dem Beginn seiner Präsidentschaftskampagne über religiöse oder moralische Themen spricht, um das traditionell konservative und bibelfeste Wählervolk der Republikaner für sich zu gewinnen.

Wer den sogenannten Bible-Belt (Bibel-Gürtel) im amerikanischen Mittelwesten nicht für sich gewinnen kann, so der allgemeine Konsens, der braucht als republikanischer Kandidat gar nicht erst anzutreten. So hat Trump auch seit Beginn seines Wahlkampfes typisch republikanische Positionen bezogen. Er ist gegen Abtreibung aufgetreten und hat argumentiert, daß die Bundesstaaten mehr Selbstbestimmung in dieser Sache bekommen sollen. Diese Taktik hat auch schon Ron Paul vertreten, denn anstatt sich auf einen ewigen Kampf gegen die Windmühlen der Höchstgerichte zu versteifen, würde eine Übertragung der Abtreibungsgesetzgebung auf die Bundesstaaten diese zumindest eindämmen, da nicht jede Abtreibungswillige so einfach einen Flug ins liberale Kalifornien oder New York besteigen wird, wenn man ihr in Kansas oder Texas selbige verbietet. Auch bei den Fernsehdebatten sah man Donald Trump an, daß ihn das Thema wirklich bewegt als er Hillary Clinton mit markig-blutigen Schilderungen von Spätabtreibungen attackierte. Wie viele Bürger schien der lau gewordene Christ Trump gar nicht gewußt zu haben, daß eine so barbarische Handlung, nämlich das Töten eines Kindes bis kurz vor der Geburt, überhaupt erlaubt ist. Entscheidend beim Blick auf Trumps Religion ist eben dieser praktische Zugang.

Trump der Familienmensch, der Vater zahlreicher Kinder, ist eben nicht jene Art von abgehobenem Intellektuellen, der wie der Zirkel um Hillary Clinton auf, mit dem Satanismus kokettierende, Kunstpartys der früheren Nitsch-Schülerin Marina Abramovic geht um dort Menschen-Opfer Kuchen zu essen und er ist auch niemand der kalt und berechnend für Abtreibungen im achten Monat argumentiert. Er ist ein in den noblen Zirkeln der „upper east side“ aufgewachsener Wasp („weißer angelsächsischer Protestant“) dessen Seelsorger der Kindheit ein presbyterianischer (Anglikaner in Amerika) Pastor namens Norman Vincent Peale war dessen Predigten der junge Trump in seiner Heimatkirche der „Marble Collegiate Church“ in Lower Manhattan lauschte. Peale war von seiner Theologie her einer der das Positive betonte und seine großteils vermögenden Kirchengänger nicht durch neomarxistische Schuldgefühltiraden vom reichlichen Spenden abhalten wollte. Seinen Schäfchen ging es gut und er motivierte sie mit seiner Bibelexegese zur Dankbarkeit gegenüber Gott ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen was Sünde und Strafe betrifft. Dies mag auch mit seiner methodistischen Herkunft zu tun haben von der er erst später zu den Presbyterianern übertrat, die theologisch unter allen Protestanten wohl den Katholiken am ähnlichsten sind. Peale schrieb sogar eine Reihe von Selbsthilfebüchern die das „positive thinking“ betonten und sich sogar auf Bestsellerlisten wiederfanden. Die meisten Gemeindemitglieder von Peale besuchten sonntags den Gottesdienst und waren sonst nicht besonders aktiv in der Gemeinde sondern erfüllten im wahrsten Sinne des Wortes dort ihre Sonntagspflicht.

Es ist auch anzunehmen daß der junge Trump dort regelmäßig die Sonntagsschule besuchte und in den Grundlagen seiner Religion instruiert wurde. Damit hebt er sich auch angenehm von den Anhängern seines Vorwahlkonkurennten Ted Cruz ab, die als Teil der Evangelikalen Bewegung die Zungenrede praktizieren und deren Gottesdienste jede Tradition vermissen lassen. Trump mag vielleicht die oberflächlich wohlhabende, aber stilsichere Religionsauffassung seiner Presbyterianischen Gemeinde übernommen haben und es mag auch manche stören, daß er Themen wie die Homo-Ehe eher ignoriert aber seine Wurzeln gehen doch so tief, daß er die Kultur des Todes seiner Kontrahenten durchwegs ablehnt und lieber am üppig geschmückten Christbaum mit seiner Großfamilie sitzt und es dabei auch gelassen hinnimmt wenn seine Tochter Ivanka zum Judentum konvertiert. Seine protestantische Herkunft ermöglicht es ihm auch mit dem Papst zu streiten, wenn er für Trumps Geschmack zu sehr für offene Grenzen argumentiert.

Es prägt ihn eben eine entspannte im Christentum verwurzelte Weltsicht, die er nicht durch militanten Islamismus gefährdet sehen will und die wohl auch seine Frau teilt, die ihre Wurzeln im osteuropäischen Katholizismus hat.

Quellen:

http://www.huffingtonpost.com/david-stebenne/donald-trumps-religious-b_b_11072346.html http://edition.cnn.com/2016/10/21/politics/trump-religion-gospel/