Russland im "Großen Weltkrieg" um Syrien

03.01.2017

Zuallererst müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Russland heute ein Bündnis anführt, welches sich aus Staaten und Kräften zusammensetzt, welche den Terrorismus in Syrien bekämpfen. Ich habe dieser Allianz in einem vorhergehenden Artikel den Namen „Achse der Werte“ gegeben, weil das einigende Band dieses Bündnisses nicht die Religion oder eine gemeinsame Ideologie sondern gemeinsame Werte sind.

Es ist allen Ländern innerhalb der „Achse der Werte“ klar geworden, dass es sich bei der gegenwärtigen Schlacht um Syrien um einen globalen Krieg handelt, welcher von den USA und vielen europäischen Staaten sowie arabischen Ländern aus der Region geführt wird. Aber genau diese Staaten haben sich weit von ihren Werten entfernt, wie etwa Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und der vom Internationalen Recht garantierten Souveränität des Nationalstaates.

All diese Werte vielen dem „Großen Weltkrieg“ in Syrien zum Opfer, eben weil sich diese Allianz im genauen Gegensatz zu ihren Werten verhalten hat. Wenn wir über die Länder innerhalb der von den USA geführten Allianz meinen, dann sprechen wir nicht von den einfachen Leuten in diesen Staaten, sondern von den Regierungen, welche die herrschenden Eliten in diesen Ländern repräsentieren. Ich benützt den von Michael Awad geprägten Begriff des „Großen Weltkrieg“, weil er am genauesten den syrischen Krieg beschreibt. Er ist ein globaler Krieg in jeder Hinsicht, globaler als der Erste und Zweite Weltkrieg hinsichtlich der Teilnahme von Großmächten an diesem Krieg oder hinsichtlich des verwendeten Materials aber auch hinsichtlich der Anzahl und Qualität der Teilnehmer an diesem Krieg aber nicht zuletzt auch in Hinblick auf seine Auswirkungen auf die Zukunft der ganzen Welt, welche weder auf der regionalen noch auf der internationalen Ebene ignoriert werden können.

Wenn wir von dem russischen Einfallsreichtum in diesem Krieg sprechen, sollten wir aber auch nicht von der immensen Kreativität des Präsidenten Bashar al-Assads schweigen und seiner nicht enden wollenden Geduld, dank der die Welt die Wahrheit über Syrien und dass die syrische Regierung nicht Revolutionäre sondern Terroristen bekämpft, erfahren konnte. Und wir dürfen nicht auf die loyale und kreative Einstellung Sayyed Hassan Nasrallahs vergessen, dem Anführer des islamischen Widerstands im Libanon, aber auch den Iran , welcher durch schnelle Entscheidungen und das Verstehen der Realität im Syrienkrieg zum Sieg beitrug. Auch die Erklärung Sayyed Hassan Nasrallahs, dass die Terroristen zwar gefährlicher als Israel selbst sind, aber dass sie gleichzeitig als dessen Werkzeug in der Region dienen. Wenn wir von russischem Einfallsreichtum sprechen, müssen wir uns die interntationale Situation und die Position der öffentlichen Meinung auf der Welt wachrufen. Diese lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Europa und die USA repräsentierten die Werte der Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, stellten sich dabei Diktaturen und Repression in all ihren Formen entgegen. Aus diesem Grund unterstützten sie Farbrevolutionen als Mittel um Freiheit zu erlangen und sich von autoritären Regimen zu befreien. Natürlich geschah dies alles bevor sich die Situation in Syrien aufklärte und klar wurde, dass Farbrevolutionen nichts anderes als ein Mittel der USA und ihrer Verbündeten sind, um ihre geopolitischen Interessen durchzusetzen.

Russland begann angesichts dieser schwierigen Umstände relativ schnell mit einer Teilnahme am Krieg gegen den Terror in Syrien. Die Lage Russlands unterscheidet sich von der anderer Verbündeter Syriens, bei denen es sich beim Syrienkrieg um einen Krieg um die eigene Existenz handelt und sich bewusst für ihn entschieden haben, da sie auf der Terrorliste der USA stehen. Die russische Sicht konnte die Zukunft richtig voraussagen und wusste von Anfang an, dass der Syrienkrieg ein Sprungbrett hin zu einem großen Weltkrieg ist, der stattfindet um die Kontrolle über die gesamte Welt zu erlangen. Dieser ereignete sich, weil die USA und ihre Verbündeten ihn als einzigen Weg ansahen um ihre Überlegenheit und vielleicht sogar Existenz in der gegenwärtigen Form zu gewährleisten.

Diese russische Sicht wird von den Regeln und geopolitischen Grundlagen des Philosophen und Denkers Alexander Dugin vertreten. Russlands Kreativität im Umgang mit dem Krieg in Syrien zeigte sich vor allem auf dem diplomatischen Parkett: Hier übernahm die russische Führung eine Strategie indem sie Schritt für Schritt das Konzept und die öffentliche Meinung, welche zu Beginn des Syrienkriegs herrschte veränderte, indem sie die regionalen und internationalen Parteien zu immer neuen Verhandlungsorten brachte und im gleichen Atemzug neue Konzepte übernahm, welche vom Internationalen Recht gedeckt waren. Ziel all dieser Maßnahmen war es, den manipulativen Umgang des Westens mit dem Konzept des Terrorismus offenzulegen. Zusätzlich war die russische Politik dazu in der Lage zu beweisen, dass die Kämpfer in Syrien in Wahrheit wahabtische Extremisten sind und dass sie keinerlei menschliche Werte haben oder den grundlegenden Regeln des Internationalen Rechts folgen. Beobachter konnten ohne Probleme den Wandel in der Terminologie über die Syrienkrise verfolgen. Die Russen kontentrierten sich auf die Unterscheidung zwischen einer „moderaten Opposition“ und den Terroristen.

Ich bin mir sicher, dass die Russen sehr gut wissen, dass es keine Unterschied zwischen der sogenannten „moderaten Opposition“ und jenen Extremisten gibt, die in Syrien Unschuldige töten. Sie haben die Internationale Gemeinschaft auf die Tatsache hingewiesen, dass die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten keinerlei Einfluss auf diese „moderate Opposition“ haben und noch dazu nicht dazu bereit sind, diese von der Al Nusra Front zu trennen, natürlich nur, weil man sie im eigenen Plan für Syrien einbauen will. In jedem Fall begannen sich diese Vorstellungen von Syrien zu wandeln und es wurde mit der Zeit klar, dass der US-geführte Krieg gegen den Terror nicht aufrichtig ist und Russland der eigentliche Akteur im Kampf gegen den Terror ist. Daher waren Russland und seine Verbündeten in der größten und komplexesten Schlacht der jüngeren Geschichte, der Schlacht um Aleppo, siegreich. 

Das nächste mal wird es eine Menge angenehmer Überraschungen für Russland und die Achse der Werte geben. Die „Achse der Werte“ hat in Syrien eine neue Landkarte für die ganze Welt gezeichnet. Russland führt den weltweiten Krieg gegen den Terrorismus an und hat für seine Werte geopfert.Daher wird es ein Echo unter den verschiedenen Völkern auf der ganzen Welt finden, welche die russische Position unterstützen und nun versuchen werden Russland näher zu kommen. Bereits jetzt können wir einige Auswirkungen davon beobachten: Die Menschen im Westen beginnen bereits herauszufinden, in was für eine Misere sie ihre Regierungen geführt haben. Der Wind der Veränderung begann in den Vereinigten Staaten und Frankreich, er wird sich wohl bald auch nach Europa ausbreiten, bis er auch die letzten Schuldigen am Syrienkrieg erreicht hat.

Der Sieg in der Schlacht um Aleppo bedeutet den Sieg im „Großen Weltkrieg“ in Syrien. Dieser großartige Sieg wird bedeutenden Einfluss auf die internationale geopolitische Situation haben. Russland wird unausweichlich zum größten Spieler in der internationalen Politik werden und die Regeln in dieser neuen Situation diktieren. Das siegreiche Syrien wird unter der Führung von Bashar al-Assad verbleiben, einer bedeutenden Regionalmacht, welche in Zukunft jene Rolle spielen wird, die sie verdient. Eine Stellung, welche durch die Geschichte und durch die Größe der Opfer welche vom syrischen Volk und seinen Verbündeten dargebracht wurden, aber auch durch den Glanz des Bluts der Märtyrer gerechtfertigt ist.