Religionskrieg in der Ukraine
Christenverfolgung mitten in Europa: Was man sonst nur aus dem Nahen Osten kennt, passiert nun auch vor den verschlossenen Augen der westlichen Öffentlichkeit in der Ukraine. Bereits seit dem NATO Putsch 2014 versucht das Regime in der Ukraine sich krampfhaft von allen gemeinsamen kulturellen Wurzeln und letztlich auch vom gemeinsamen Glauben mit Russland loszusagen, wobei sie immer extremer reagiert. Zur Zeit arbeitet es sich vor allem an einem Bestandteil ihrer Identität ab: der orthodoxen Kirche. Mit dem heiß werden des Konflikts am 24.02.2022 kam es immer öfter zu Übergriffen ukrainischer Kräfte auf russisch sprechende Priester, deren öffentlicher Erniedrigung vor der Gemeinde bis hin zu deren Verschleppung aus dem Gottesdienst unter vorgehaltener Waffe. Heilige Messen wurden immer öfter von bewaffneten Männern gestürmt und Gläubige dazu gezwungen, die ukrainische Nationalhymne abzusingen. Dies mutet nicht zuletzt deswegen absurd an, weil gerade von Kiew, der Hauptstadt der Kiewer Rus aus, die Missionierung des Ostslawen erfolgte.
In weiterer Folge war es unumstritten, dass Kiew unter den Einflussbereich der russisch-orthodoxen Kirche und nicht etwa der griechischen Kirche in Konstantinopel fällt. Doch im Zuge des gegenwärtigen Kulturkampfes im Krieg der NATO mit Russland brennen nicht nur russische Kirchen im Donbass, wie etwa die Allerheiligen Kirche von Swjatohirsk die am 04.06.2022 „versehentlich“ von ukrainischer Artillerie beschossen wurde, sondern auch Konstantinopel begann plötzlich damit die Autorität der russischen Kirche über die Ukraine anzufechten.
Es wiederholte sich damit in der Ukraine ein Muster, dass man bereits 30 Jahre zuvor in Jugoslawien am Beispiel der montenigrinischen Kirche beobachten konnte: Wie aus dem Nichts wird eine Nationalkirche gegründet, um zwanghaft eine nationale Identität zu schaffen. Doch in der Ukraine ging die Verfolgung weiter: Kurz vor dem Jahreswechsel stürmten ukrainische Geheimdienstmitarbeiter das berühmte Kiewer Höhlenkloster, eines der zentralen Heiligtümer der ukrainisch orthodoxen Kirche. Das absurde daran: Die ukrainisch orthodoxe Kirche hatte sich bereits im Mai 2022 von Moskau losgesagt, da sie den Angriff auf die Ukraine verurteilt hatte. Doch der Kiewer Regierung reichte das nicht: Ein russisch-patriotisches Lied, dass in einer Kirche des Klosters gesungen worden sei war Anlass genug für die Stürmung. Offiziell gaben sie vor, nach Waffen und versteckten Sabotagegruppen im Kloster zu suchen. Zwar wurden keine gefunden, dennoch wurde der Kirche die weitere Nutzung des Klosters untersagt, zahlreiche Bücher beschlagnahmt und stattdessen die Nutzungsrechte mit Jahresende an die namensähnliche und 2019 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine übergeben, die nicht nur durch eine pro LGBT-Linie, sondern auch bedingungslose Loyalität gegenüber Kiew glänzt.
Während es vor dem Krieg egal war, ob in einer Kirche Russisch oder Ukrainisch gesprochen wurde, wird diese Frage nun zum Religionskrieg hochstilisiert, der zweifellos noch viele Opfer fordern wird. Man darf hoffen, dass dabei nicht das kulturelle Erbe der Ukraine weiter darunter leidet.
Übersetzung von Robert Steuckers