Hobbes gegen Kant
Dugins Artikel „Chaos und das Prinzip des Egalitarismus“ und „Eine kurze Geschichte des Chaos: Vom antiken Griechenland bis zur Postmoderne“ beinhalteten einige interessante Gedanken, die es sich zu vertiefen lohnt. Insbesondere seine aufgestellte Trennung in Hobbes auf der einen und Locke auf der anderen Seite, und seine Erklärung des Egalitarismus als zersetzendes Prinzip haben bei mir einen denkwürdigen Eindruck hinterlassen. Beide Aspekte erlauben tiefe Einblicke in die Unterschiede des liberalen Denkens und die Genese des modernen Linksliberalismus.
Thomas Hobbes
John Locke
Bei Dugins aufgestellter Dichotomie zwischen Hobbes und Locke müssen vier wichtige Aspekte genannt werden. Zum Einen ist Locke natürlich mit einer derjenigen, welche am meisten dafür taten, die moderne Form der Idee, nämlich den menschlichen Geist als „Tabula Rasa“ zu sehen, zu popularisieren. [1] Dies führte einmal zur berüchtigten Idee des „sozialen Konstrukts“ und somit zur Gender Fraktion und anderen problematischen Teilen der Postmoderne. Gleichzeitig führte Lockes Idee zum Behaviorismus in der Psychologie. Während die europäische Psychologie [2] mit Freud und Konrad Lorenz angenommen hatte, es gäbe Urinstinkte, welche in Konflikt mit gesellschaftlichen Regeln kommen können und der Einzelmensch dort einen Kompromiss zwischen Instinkt und Kultur finden müsste (welcher meist damit enden würde, die Instinkte in sozial verträgliche Richtungen zu lenken. Beispielsweise „Ehe und Familie gründen statt eine fremde Person ins Gebüsch zerren.“ [3]), geht der Behaviorismus davon aus, es gäbe keine Natur des Menschen und der Mensch könnte beliebig im Sinne politischer Ziele „programmiert“ werden. Der Psychologe BF Skinner schrieb beispielsweise die Utopie „Futurum 2“/“Walden Two“, welche einen kommunistischen Staat darstellt, der auf Grundlage einer Hirnwäsche des Bürgers von der Wiege bis zur Bare funktioniert [4]. Aldous Huxleys Dystopie „Schöne Neue Welt“ beschreibt die selben Prinzipien wie Skinners Buch, nur hier jedoch im Dienste einer konsumeristischen Gesellschaft unter Leitung eines Riesenkonzerns[5]
Der zweite Punkt bei der Tabula Rasa Theorie ist natürlich, dass wenn alles nur erlernt und nichts natürlich ist, dann stehen prinzipiell sämtliche Grundbedürfnisse des Menschen, deren Nichterfüllung nicht im direkten Tod resultieren, automatisch zur Disposition. Ergo spielt diese Theorie mit hinein in Agambens Konzept des „Nackten Leben“. (Siehe die Lockdownpolitik.) Widerstand gegen die aktuelle Politik wird dadurch zum korrigierbaren Problemverhalten. Man könnte theoretisch die Bürger sogar umerziehen, damit sie über eine schrecklichen Situation glücklich [6] sind. So ist es nur ein kleiner Schritt zu Klaus Schwabs „You will own nothing and you will be happy.“
Der dritte Punkt den Dugin anspricht besteht darin, dass klassisch Liberale zum geopolitischen Realismus neigten. (Und zum Teil auch noch immer neigen, siehe Ron Paul.) Der Nachbarstaat ist einem auch gleichgültig, so lange er einen selbst nicht angreift. Die USA waren vor dem Ersten Weltkrieg sehr stark isolationistisch geprägt. Koloniale Umerziehung in anderen Ländern wurde deutlich weniger betrieben als es die Briten und andere Mächte machten. (Siehe Japan und deren Öffnung durch Matthew Perry.) Die Liberalen im Deutschen Kaiserreich haben Nachbarländern auch nicht auf Grund ihrer Struktur die Existenz oder Legitimität abgesprochen. (Das Kaiserreich hat sich zum Beispiel mit der illiberalen Türkei deutlich besser verstanden als mit dem liberalen Frankreich.) Das durch die Libertären hoch gehaltene Nichtaggressionsprinzip ist in der Definition zu diesem Realismus sehr ähnlich und die Anarchokapitalisten träumen von einem System, indem theoretisch eine religiöse Stadt neben einem Hort des Hedonismus, einer Konzernsiedlung, einer linken Kommune etc. existieren kann.
Und Dugin hat recht, wenn er impliziert, dass sich das eigentlich mit Lockes universellen Menschenrechten beißt. Auffälliger Weise beschrieb der Libertäre Hans Hermann Hoppe sogar explizit, dass in einer idealen Weltordnung keine übergeordneten Menschenrechte bestimmen könnten, welche Gesetze auf dem eigenen Territorium gelten und dass das Postulat universelle Menschenrechte und die Idee des Eigentums an Territorium sich eigentlich beißen.
Für den vierten Punkt muss Dugins Zweiteilung erweitert werden. Ähnlich wie er bei seinem Text „Liberalismus 2.0“ eine Dreiteilung einführte, wo Popper der Mittelpunkt zwischen zwei Extremen ist, ist es Sinnvoll, bei Hobbes und Locke eine dritte Person hinzu zu fügen und Locke in der Mitte zu positionieren. Diese dritte Person ist Jean Jacques Rousseau mit seiner Idee des von Natur aus guten Menschen. [7]
Jean Jacques Rousseau
Rousseau, muss man natürlich sagen, wirkte auf vielerlei Strömungen und nicht nur auf die Erste politische Theorie, den Liberalismus. Er war theoretisch ein direkter Vorgänger von Karl Marx und baute im Wesentlichen auf Rousseaus Ideen auf. Rousseau übte einen großen Einfluss auf die Romantik und damit auch auf die rechte Kultur- und Technikkritik aus.
Die liberale Wirkung Rousseaus ist jedoch hier besonders interessant. Beim Liberalismus war Locke ein Schüler Hobbes und Rousseau ein Schüler Lockes. Und Locke vereint Aspekte beider Extreme, Rousseau wiederum ist bei den Dreien derjenige gewesen, der statt Freiheit, Eigentum und Sicherheit besonders die Gleichheit betonte. (Hobbes und Locke sahen keine sonderlichen Probleme in der Ungleichheit und sind der Meinung gewesen, der Staat müsste das Eigentum der ökonomischen Sieger vor der Wut der Verlierer schützen.)
Rousseau ist ebenfalls ein Vordenker der Französischen Revolution, die besonders von rechten und traditionalistischen Autoren wie Ernst Jünger, Evola und Savitri Devi als einer der brutalsten und abscheulichsten Ausgangspunkte der Moderne gesehen wird. Ähnliche Kritik kommt ebenfalls von liberalen Autoren wie Hans Hermann Hoppe und Erik von Kuehnelt-Leddihn. Hoppe sieht die Ereignisse von 1789 als Vorläufer der brutalen Exzesse der kommunistischen Machtübernahmen in Russland [8] und China.[9]
Bei vielen liberalen Anhängern Rousseaus (die oft gleichzeitig zur Anhängerschaft Poppers zählen), fällt auf, dass sie eine bestimmte Interpretation von Rousseaus Theorien verfolgen (welche inhaltlich nicht gänzlich korrekt, jedoch sehr weit verbreitet ist.) Diese Interpretation geht davon aus, dass der Mensch meist keinen Konflikt mit anderen Menschen suchen würde und Konflikte meist nur durch Unwissenheit und Missverständnisse entstehen würden.
Hieraus wiederum leitet sich eine entscheidende Differenz ab, nach der man klassische Liberale und Anhänger des Liberalismus 2.0 unterscheiden kann. Darin besteht der Hauptgrund, wieso die Trennung der liberalen Theorie in Hobbes auf der einen Seite, und Locke auf der anderen Seite extrem viel Sinn ergibt.
Politik besteht bekanntlich in der Frage nach dem Hauptfeind. Bei einem Staat handelt es sich fundamental um ein System, welches dem Bürger abverlangt, das Recht, seinen Feind zu bestimmen, an ihn ab zu treten (Das sogenannte Gewaltmonopol). Klassische Vertreter des Liberalismus erlauben dem Bürger jedoch immer, andere Bürger nicht zu mögen. Nur erfüllt der klassisch liberale Staat diese Pflicht zur „Friedenschaffung“ so, dass er Leute, die sich nicht mögen, zwingt, sich aus dem Weg zu gehen, statt sich anzugreifen. (Wie Roland Baader Schrieb „Das einzige Menschenrecht ist das Recht in Ruhe gelassen zu werden“.)
An dieser Stelle wird das, was von mir unter Punkt Eins (Hobbes, Sublimierung etc.) erklärt wurde, deutlich. Der klassisch Liberale erkennt an, dass es Konflikte zwischen Menschen geben kann und dass dies zur Natur des Menschen gehört und nicht änderbar ist. Er bestimmt jedoch Regeln, wie diese Konflikte möglichst konstruktiv verlaufen sollen.
Bei Linksliberalen gibt es mehrheitlich NICHT das Recht, andere Menschen nicht zu mögen. [10] Und hier kommen sowohl Locke und das soziale Konstrukt, als auch die erwähnte Fehlinterpretation Rousseaus ins Spiel: Linksliberale glauben fundamental, man könne dem Menschen sein Konfliktpotenzial aberziehen und dies sei eine gute Sache.
Deshalb gibt es einmal diese Idee, die Menschen im Fernsehen etc. möglichst oft mit Minderheiten zu konfrontieren. Deswegen gibt es Antidiskriminierungstrainings etc. Deshalb kämpfen Linksliberale so um die Kontrolle der Medien und unterstützen falls Möglich den Erhalt von öffentlich rechtlichen Medien. Darum wollen sie Dinge wie Drag Queen Story Hours und Bildungspläne zur Frühsexualisierung schon im Kindergartenalter umsetzen. Und deswegen sind sie so energisch gegen Homeschooling etc. [11] und auch sehr häufig dabei zu sehen wie sie über Privatschulen schimpfen.
Von daher rührt auch diese irrige Fantasie, dass das Schulsystem eine bunte, tolerante Gemeinschaft schafft wo jeder akzeptiert ist. (Während Schulkritiker selbst seit Jahrzehnten anmerken, dass das Schulsystem in dieser Form Fehlentwicklungen wie Mobbing selbst fördert.) Und wieso Linksliberale auf die bunten Durchmischung sozialer Schichten etc. in der Schule so erpicht sind und von Dingen wie „Eine Schule für Alle“ träumen. (Und dabei ignorieren, dass oft eine Zwangsgemeinschaft, wo man Leuten nicht aus dem weg gehen kann und darf, meist eher Konflikte fördert.) [12]
Immanuel Kant
Der nächste Philosoph, den Dugin in seinem Artikel erwähnt, ist der aus Königsberg stammende Philosoph Immanuel Kant, der ebenfalls ein Egalitarist gewesen ist. Kant ist in der Gesamtschau jedoch nicht ausschließlich negativ zu sehen. Er hat zum Beispiel Theorien einer subjektiv konstruierten Weltwahrnehmung [13] etabliert, die später durch Nietzsche und Schopenhauer aufgegriffen wurden und eine zentrale Stütze der Existenzphilosophie darstellen. Jedoch hat Kant auch eine dunkle Seite, welche sowohl Theodor Adorno in seiner Dialektik der Aufklärung auffiel, als auch der US Amerikanischen liberalen Philosophin Ayn Rand und H.L Mencken. Der Psychologe Jacques Lacan widmete dem Thema den Text „Kant avec Sade“, wo er Kant mit dem Marquis de Sade verglich und beschrieb, dass in den Werken beider ähnliche fundamentale Grundprinzipien wirkten. [14] Dass die von de Sade beschriebenen „Perversen und Psychopathen“ eigentlich in ihrem Verhalten Aspekte und Konsequenzen der kantianischen Ethik verkörpern. [15] [16]
Kant (und gewissermaßen die gesamte Aufklärung mit ihm) wollte ein allgemeines Vernunftgesetz bestimmen, welches für die gesamte Menschheit zu jeder Zeit, zu jeder persönlichen Situation, an jedem Ort, in jeder Kultur etc. gleichsam gelten sollte. Und die Konsequenzen dieses Gesetz der Vernunft sollten erbarmungslos gegen sich selbst und andere angewandt werden, ohne Mitleid, Gnade oder Rücksicht. [17] Lacan beschreibt ebenfalls auch, dass diese „ahistorische, aus der Vernunft gebetene Präzision“ notfalls die Eliminierung des Unpräzisen verlangt. Hegel hat laut Lacan mit dieser impliziten Aufforderung erklärt, wieso die französische Revolution in brutale Tyrannei umschlug. [18] Ein von Lacan nicht genannter Aspekt ist, dass laut Kant die Einsicht in die Notwendigkeit des Vernunftgesetzes die notwendige Voraussetzung für die Annahme eines freien Willen ist. Ergo würde nach Kant bedeuten, wer dem Vernunftgesetz widerspricht ist nicht intelligent genug, um wirklich widersprechen zu können.[19]
Bei Kant gilt auch, dass vor dem Vernunftgesetz alle Menschen als gleich angesehen werden müssen. Es ist also nicht erlaubt, jemanden zu bevorzugen. Man muss genau so viel Loyalität zu einem fremden Besoffenen der einen im Bus anpöbelt haben, wie zu den eigenen Eltern oder dem Ehepartner. Dieses entwertet natürlich sämtliche Bindung der Menschen zueinander, genau so wie Gemeinschaften wie Nation und Religion. (Wie Freud sagte, Liebe, die allen gleichsam gebührt, ohne zu unterscheiden, ist wertlos.) [20] [21]
Passend dazu beschrieb Kant in seinem geopolitischen Buch „Zum Ewigen Frieden“ eine globalisierte Ordnung mit übernationalem Rechtssystem, in dem es nur liberale/republikanische Staaten geben darf und alles andere als illegitim angesehen wird. Damit ist er der direkte Vorläufer von dem was Schwab, Soros und Co anstreben. [22]
Wenn man Lacans Erklärung der verlangten „gnadenlosen Bestrafung der Gegner des ewigen Gesetzes“ in Zusammenhang damit zieht, dann fällt auf, dass dann zwischen allen innerhalb der globalistischen Ordnung ein „Zwangsfriede“ herrschen soll, während alle, die diese Ordnung in Frage stellen, automatisch zu Vogelfreien gemacht werden, die es mit aller Härte zu beseitigen gilt. [23]
[1] Die Tabula Rasa ist natürlich schon eine antike Idee gewesen. Siehe Aristoteles. Jedoch war in der antiken Fassung dieser Theorie nicht von einer totalen Tabula Rasa die Rede. Die Existenz von „animalischen Teilen“ der menschlichen Seele wurde nicht geleugnet. (Die klassische These zum Aufbau der Seele bei Platon und Aristoteles war sogar nahe an Freuds 3 Instanzen Modell mit Es, Ich, Über Ich) Es wurde vielmehr gelehrt, dass der Mensch sich ethisch über diese rein animalischen Teile der eigenen Seele erheben sollte. Und die niederen Stände in der Gesellschaft (Arbeiter und Händler) waren deshalb niedere Teile der Gesellschaft, weil sie im Gegensatz zu höheren Ständen (Krieger und Philosophen/Religiöse) es nicht schafften, diese tierische Seite zu überwinden. Der Arbeiter, der Güter produziert um Geld zu verdienen, mit dem er die Befriedigung seiner Gelüste finanzieren konnte, war dort sogar als gesellschaftliche Parallele zum „Es“ gesehen, welches durch „Ich und Über Ich“ in produktive Bahnen gelenkt wird.
Die Empiristen um Francis Bacon lehrten jedoch, dass alles sei erlernt und es gäbe keinerlei angeborene Ideen und Triebe etc. (Zitat: Nichts ist im Geist, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist.) Locke war auch politisch der einflussreichste Empirist. Deshalb ist Locke derjenige, der die Idee der totalen Tabula Rasa auch am stärksten popularisierte.
Gegen die antike Sicht, dass der endgültige Charakter des Einzelmenschen erst durch Erfahrung, Erziehung, Arbeit an sich selbst etc. geformt wird, selbst wenn er eine Instinktseite besitzt, ist nichts einzuwenden. Eine rein biologische Betrachtung des menschlichen Geistes würde den Menschen eher zum „höher entwickelten Tier“ erklären, um eine Formulierung von Anton LaVey kritisch aufzugreifen. Deshalb ist den Menschen komplett von der Biologie zu trennen, problematisch, aber auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich schlimmer, ihn nur auf seine Biologie zu reduzieren.
[2] sowie „Vorgänger Philosophen“ wie Schopenhauer und Nietzsche
[3] Adam Smiths „Unsichtbare Hand“ ist eigentlich auch im Kern so eine Sublimierungsthese. „Der Egoismus des Einzelnen entwickelt sich durch den Markt zum Vorteil aller.“ Eben weil diese Theorie davon ausgeht, dass der Einzelne im Markt nur dann seine egoistischen Bedürfnisse befriedigen kann, wenn er etwas produziert, was möglichst vielen nutzt.
[4] Es hat mehrere Versuche gegeben, dieses Buch in die Realität umzusetzen. Krassestes Beispiel dürften die Thesen des Psychologen Matthew Israel gewesen sein, aus denen das sogenannte Judge Rotenberg Center hervor ging, eine Schule für geistig Behinderte, die jedoch auch als Modell eines zukünftigen Staates dienen sollte. Diese Schule ist ein bizarres Überwachungsregime (welches z.B. mit Überwachungskameras kontrolliert, wann welche Person mit wem sprechen darf), und welches dafür bekannt ist, Schüler für kleinste Fehlverhalten mit Stromschlägen zu bestrafen.
[5] Orwells 1984 zeigt ebenfalls diese Techniken, nur dort besonders auf Dissidenten angewandt.
[6] Die teilweise aus dem Behaviorismus hervor gegangene Kognitionstherapie übt z.B. mit dem Patienten ein, sich die Situation schön zu reden.
[7] Hier fällt auf, dass Rousseau explizit seinen Naturzustand nicht auf Beobachtung an tatsächlichen Menschen fußen ließ, sondern als Ideal postulierte. Durch diesen Trick, sein Ideal zur Natur des Menschen zu erklären, unterstellt er jedem eigentlich jedoch, insgeheim sein Ideal zu teilen.
[8] Kerry Boltons Analyse von Trotsky und Stalin ist hier sehr interessant, weil er aufzeigte, dass Trotsky in seinem Egalitarismus sowohl Individualistisch (Institutionen wie Ehe, Familie, Kirche unterdrücken den Einzelnen und müssen deswegen beseitigt werden), als auch Kollektivistisch argumentierte. Dies zeigt, der Individuum versus Kollektiv Ansatz der Liberalen ist verfehlt. Oft werden die Grenzen verwischt. Der Ansatz „Natürlich gewachsene Strukturen gegen von oben herab geplante Ordnungen scheint hier entscheidender zu sein. Vgl. https://counter-currents.com/2013/03/stalins-fight-against-international-communism/
[9] Interessanterweise gab es zur Zeit des ersten chinesischen Kaisers Qin Chi Huang Di die dominante Strömung des Legalismus, welche im Namen egalitärer Ideen traditionelle Werte wie die Familie angriff und während ihrer Machtphase ein brutales Terrorregime errichtete, welches aufgrund von Methoden wie Bücherverbrennungen, Schändungen religiöser Kultstätten, öffentlicher Hinrichtung von Staatsfeinden und Kritikern etc. erstaunliche Parallelen zu Robbespierres Regime aufweist. Mao nahm sich während der Kulturrevolution explizit die Legalisten zum Vorbild. Die Herrschaft der Legalisten endete in einem Bürgerkrieg, (dies zeigt gut, dass Dugin und Rothbard recht haben: Gleichheit als politisches Ziel schürt Chaos) an dessen Ende die konfuzianistisch geprägte Han Dynastie an die Macht kam. Diese betonte traditionelle Werte wie Familie und Loyalität. Maos Nachfolger orientieren sich explizit an der Herrschaft der Han Kaiser.
[10] Dank der Intersektionalität gibt es hier ausnahmen. Wenn eine Person als Angehöriger einer priviligierten Gruppe gesehen wird und die Andere als diskriminiert. Ein Auffälliges Beispiel sind hier Frauen, die Männer aus jedem möglichen Grund ablehnen dürfen. (z.B. beim Thema Flirten/Dating oder Scheidungsväter.) Fälle wie das „Superstraight Meme“ zeigt jedoch, dass Frauen dieses Recht bei den Woken einbüßen, sobald Transpersonen ins Spiel kommen. Leute, die sonst energisch das Recht von Frauen verteidigten, aus jedem gewählten Grund eine Beziehung mit einer anderen Person abzulehnen, waren plötzlich sauer, weil einige Frauen offen sagten, keine Beziehung mit Transpersonen eingehen zu wollen.
[11] Während klassisch liberale dies z.B. in den USA oft unterstützen. Und selbst wenn nicht oft eher ökonomische Vorteile des Schulsystems (wie Massenbildung als Maßnahme zur Armutsbekämpfung) betonen statt einer „Toleranzerziehung“. (Bei Überschneidungen zwischen Liberalen und Konservativen kommt auch oft noch das Argument hinzu, dass man kulturelles Wissen leichter bewahrt, wenn möglichst viele Menschen über dieses Wissen verfügen.) Oft heißt es aus klassisch liberalen Kreisen, dass Erziehung im Wesentlichen „Aufgabe der Eltern“ ist und Schule nur einen Beitrag leisten kann aber die Hauptarbeit immer noch bei den Eltern liegt. Und es ist nicht die Aufgabe der Schule, die Gesellschaft in eine Richtung zu steuern. Privatschulen stehen in einem Auftraggeber/Auftragnehmer Verhältnis zu den bezahlenden Eltern. Und bei öffentlichen Schulen bestimmt die Gesellschaft darüber, wie die öffentliche Schule zu sein hat. Die Schule soll nicht umgekehrt im Namen bestimmter Soziologen bestimmen, wie die Gesellschaft zu werden hat.
[12] Mit der Einschränkung, dass diese Linksliberalen kein Problem mit kapitalistischem Konkurrenzdenken haben und das in
der Schule durchaus fördern.
[13] Wahrnehmung als subjektivem Willensakt mit einer Absicht dahinter statt objektives „Kamera“. Vor der Wahrnehmung steht in gewisser Weise die Entscheidung, etwas wahr nehmen (oder nicht wahrnehmen) zu wollen. Beispielsweise würde jemand, der gerade extrem hungrig ist, eher drauf achten, wenn auf dem Tisch vor ihm ein frisch gekochter Schweinebraten steht, als z.B. jemand, der gerade nur schlafen will. Der Mensch kann sich aber auch dafür entscheiden, Informationen nicht wahr zu nehmen und zu ignorieren. Wahrnehmen und Bewerten sind auch nicht ganz getrennt. Im Existenzialismus wird dies besonders bei Nietzsche und dessen Herren/Sklavenmoral Dichotomie wichtig. Auch Moral wird durch subjektive Wahrnehmung beeinflusst. Der Schwache will sich auch mit seiner Moral an den Starken angleichen oder ihn übertrumpfen, während der Mächtige sich eine Moral aussucht, die ihn noch mächtiger machen kann.
[14] https://larvalsubjects.wordpress.com/2011/06/18/kant-avec-sade/
[15] De Sade selbst soll aber nach dieser Analyse (zuerst) eher Opfer und Masochist gewesen sein, welches nach dem Prinzip „so läuft die Welt halt“ in seinen Werken das Verhalten von Gefängniswachen etc. , was er selbst miterlebte, zum „Allgemeinen Gesetz“ erhob. (So ein Verhalten wird in der Psychoanalyse für gewöhnlich als „Introjektion“ beschrieben.)
[16] Lacan beschrieb ebenfalls den Sadisten im Kern als Perversen, welcher „die Stimme des Gesetzes“ erotisiert, genau so wie seine eigene Rolle als „Stimme des Gesetzes“, der seinem Opfer im Namen dieses Gesetzes zur Strafe für dessen Fehler Leid und Schmerz zufügt. Dies passt zu manchen Aspekten des „Gutmenschentums“ erschreckend genau.
[17] Dieses Argument Lacans wurde durch Adolf Eichmann fast wörtlich in seinem Prozess genannt. Hannah Arendt warf ihm vor, Kant fehlinterpretiert zu haben. Aber nach Lacans Einschätzung hatte Eichmann hier Recht gehabt.
[18] Hierzu verweise ich auf meinen Zuse Artikel und das Thema des Maxwellschen Dämons: https://www.geopolitika.ru/de/article/digitalplatonismus-informationstheorie-und-philosophie
[19] Dies erinnert frappierend daran, dass während der Corona Krise im Mainstream die Kritiker ständig als Schwurbler, „Covidioten“ etc. beschimpft wurden.
[20] Dies ist auch der wichtigste Unterschied zwischen Kants Ethik und dem durch Evola beschriebenen Kriegerethos. Der traditionelle Krieger opfert sich und seine Interessen auch für ein höheres Ideal. Jedoch bleibt es immernoch so, dass der Krieger immer noch für einen Freund und gegen einen Feind kämpft. Und etwas bewirken will. Der Krieger opfert sich nicht für das Wohlergehen der gegnerischen Armee auf dem Schlachtfeld.
[21] Interessanterweise gibt es auch rhetorisch zwischen Kant und den Legalisten Chinas einige Parallelen. Diese verwenden sogar ähnliche Beispiele für ihre Ethiken. Beispielsweise das Thema des Verbots der Notlüge, um Familie und Freunde vor politischer Verfolgung zu schützen.
[22] Siehe hierzu auch Yoram Harzony https://www.juedische-allgemeine.de/israel/moses-gegen-kant/
[23] Begegnungen mit Linksliberalen zeigen, sobald diese einen als Gegner ausmachen, sehr häufig dieses ihnen zu Grunde liegende Prinzip. Das ist mehr als auffällig.