Das große Ukraine-Interview mit Alexander Markovics Teil III: Die Welt wird multipolarer

15.05.2022

Nachfolgend interviewte unser Redakteur Peter Steinborn den wohl bekanntesten Sprecher der Eurasischen Bewegung im deutschsprachigen Raum Alexander Markovics zum Krieg in der Ukraine. Das Interview soll zur Diskussion beitragen und Einblicke in die Denkwelt eines Eurasiers bieten. Das Gespräch erscheint in drei Teilen. Die Redaktion

– Hier ist das gesamte Interview verfügbar. –

P.S.: Die Sowjetunion und der damit verbundene Weg des Sozialismus unter Lenin und Stalin ist unmittelbar verbunden mit der russischen Geschichte. Der nach außen marxistische Stalin selbst sah sich in der Tradition eines Iwan IV. (dem Schrecklichen) und kehrte die unter Peter dem Großen stark westlich orientierte Politik wieder hin zu einer Eurasischen Mission. Wladimir Putin, der aus der zweiten Smuta (Zeit der Wirren) unter Jelzin politisch groß geworden ist, fährt nun eine offen antiwestliche Politik. In seiner Rede am 21. Februar 2022, als Putin Donezk und Lugansk anerkannte, machte er mehrere Andeutungen, dass der Zerfall der Sowjetunion, wie er stattfand, ein historischer Fehler aus russischer Sicht war. Die Leninschen Prinzipien des Staatsaufbaus, wonach u.a. die Ukraine eine Nationalität geschenkt bekommen sollte, bezeichnete er sogar als einen schlimmen Fehler. Strebt der Kreml nach einer Sowjetunion 2.0 und damit nach einer zweiten Weltrevolution?

A.M.: Zweifellos haben die revolutionären Umwälzungen unter Lenin und Stalin in Russland auch zum Teil einen russischen Charakter an sich gehabt, da Revolutionen nicht auf einer tabula rasa stattfinden, sondern immer in einem bestimmten Raum und unter einem bestimmten Volk. Hätte Lenin keinen „Sozialismus mit russischen Eigenschaften“ formuliert, wäre es ihm wohl unmöglich gewesen eine erfolgreiche Revolution zu starten. So wie man den Kapitalismus als vollends säkularisierte Version des Calvinismus beschreiben kann und den Faschismus als säkularisierte Version des westkirchlichen Katholizismus, so kann man auch den russischen Kommunismus als säkularisierte Version der russischen Orthodoxie beschreiben. Nichtsdestotrotz muss man hier festhalten, dass genauso wenig wie der Faschismus den wahren Katholizismus darstellt, auch der russische Kommunismus nur eine pervertierte und verzerrte Version der Orthodoxie ist. Iwan den IV. muss man insofern als den „Schrecklichen“ begreifen, wobei eine Übersetzung als „der Ehrfurcht gebietende“ wohl korrekter ist, weil er aus russischer Sicht nach einer Zeit der Wirren einen starken Herrscher und Mehrer des Reiches darstellt, der auch Russlands Rolle als Drittes Rom, d.h. als Nachfolgerin des Römischen Reiches (Die „Byzantiner“ selbst bezeichneten sich als Römer), wiederaufgenommen und dessen eurasische Sendung angenommen hatte. Wladimir Putin, der in der Sowjetunion aufwuchs und während seiner Zeit im KGB u.a. in der DDR stationiert war, wurde zunächst von Boris Jelzin als Innenminister eingesetzt, um das Chaos innerhalb Russlands, das im Zuge neoliberaler Reformen und einer „Annäherung“ an den Westen entstanden war, zu bändigen. Putin hat ebenso wie sein Vorgänger Jelzin lange Zeit versucht Russland an den Westen anzunähern und sogar in die NATO einzutreten, um eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur zu schaffen – doch all seine Bemühungen wurden von den USA schroff zurückgewiesen. Bereits auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 plädierte der jetzige Präsident Russlands für die Schaffung einer multipolaren Weltordnung und ein Ende der unipolaren Anmaßung des Westens, jedem Volk auf der Erde vorschreiben zu wollen, wie es zu leben habe. Wenn Putin vom Zerfall der Sowjetunion als „große Katastrophe“ spricht, dann meint der mittlerweile zum entschiedenen Anti-Kommunisten gewandelte Präsident, dass mit dem Zusammenbruch der UdSSR auch die russische Geltung in der Welt, der eurasische Raum, eingebrochen sind und darauf für Osteuropa, Russland und Eurasien eine katastrophale Periode der Neoliberalisierung, Ausplünderung der Länder durch westliche Unternehmen und eigene Oligarchen sowie die Außenpolitische Gängelung durch den Westen stattfand. Die 90er Jahre waren nicht nur auf dem Balkan, sondern auch in Russland und Osteuropa eine Zeit der Armut, des Krieges und der Instabilität. Wenn also Putin vom Aufbau einer multipolaren Welt spricht, dann meint er damit nicht den Aufbau Russlands und Eurasien als Sowjetunion 2.0, sondern die Etablierung Russlands als Eurasisches Reich, dass seinen Platz als eigenes Machtzentrum in der Welt neben dem Westen und China beansprucht, nicht die gewaltsame ideologische Missionierung. Wie bereits weiter oben erwähnt, ist die russische Militäroperation in der Ukraine kein „gewaltsamer Überfall“ eines „unschuldigen Landes“, sondern der Sturz eines westlichen Marionettenstaates, der Russland im Laufe der vergangenen Jahre mehrmals bedroht hat und seine eigene Bevölkerung terrorisiert. Wir haben es hier mit keiner „Weltrevolution 2.0“ zu tun, sondern mit einem Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland, das sich der Globalisierung und dem Great Reset nicht unterordnen, sondern seine eigene Identität behaupten will.

P.S.: Kommen wir zur „Multipolarität“. Der Begriff wird, seitdem Alexander Dugin in Deutschland namhaft wurde, mittlerweile fast schon inflationär verwendet, genauso wie der der „Metapolitik“. Viele meinen, dass damit eine Art Ausgleich im Sinne einer Vielfalt souveräner und damit auch selbstständiger sowie selbstbewusster Nationen und deren staatliche Entitäten zu verstehen ist. D.h. je mehr Völker selbstbestimmt sind, desto mulitpolarer wäre auch die Weltordnung. Ganz im Sinne eines Europas der Vaterländer. Können Sie hier Licht ins Dunkel bringen und unseren Lesern noch einmal erklären, was das Konzept der Multipolarität in sich birgt?

A.M.: Eine multipolare Welt bedeutet nach Dugin zunächst eine Welt, in der es nicht nur ein westliches Machtzentrum gibt, sondern mehrere Pole, nicht zwei Stück, wie in der bipolaren Welt des Kalten Krieges, sondern mindestens drei. Die Multipolare Welt wäre also von Haus aus vielseitiger als unsere jetzige Weltordnung, da sie mehrere Konzepte für die Zukunft, mehrere Weltanschauungen und mehrere Vorstellungen von einem richtigen Leben zulässt, anstatt nur die Idee der Totalherrschaft des „Freien Marktes“, des Great Reset und des Liberalismus 2.0. Die Idee der multipolaren Welt baut ausdrücklich nicht auf der Idee des jakobinischen Nationalstaates auf, der sich als unfähig erwiesen hat, gegen den Druck der Globalisierung Widerstand zu leisten – nicht zuletzt, weil er auch gar nicht darauf ausgelegt ist. Die Machtpole oder Großräume dieses Ordnungsmodells sind mit der traditionellen Staatsform des Reiches zu vergleichen, welches von einem oder mehreren Reichsvölkern angeführt wird (im Falle Europas würden hier etwa Deutschland und Frankreich in Frage kommen), jedoch die anderen im Großraum organisierten Völker nicht unterdrückt, sondern diesen im Sinne des Subsidiaritätsprinzips Autonomie gewährt, um die eigene Identität zu bewahren. Die faktisch nicht mehr existente Souveränität des westfälischen Systems wird hiermit also von der Ebene des Nationalstaates, der sie nicht mehr im Ernstfall behaupten kann, auf die Ebene des Großraumes übertragen, der auch im Fall des Angriffes und der Blockade raumfremder Mächte diese verteidigen kann. Formal kann der Nationalstaat in so einer Ordnung natürlich weiterbestehen, das eigentliche Entscheidungszentrum wird jedoch auf die Ebene des Großraumes übertragen. Der Entscheidungsfindungsprozess innerhalb jeder Zivilisation kann schließlich, je nach Wunsch der Zivilisation, autoritärer oder demokratischer Ablaufen. Dementsprechend hat die Mulitpolarität nichts mit dem Konzept eines „Europas der Vaterländer“ oder gar der regionalistisch-anarchistischen Idee eines „Europas der tausend Fahnen“ zu tun. Die Welt wird also mit weiteren Nationalstaaten nicht multipolarer, sondern im Gegenteil unipolarer, da die USA die Schwächung einstmals großer Staaten nur zu gerne nützen – siehe Deutschland, das ehemalige Jugoslawien, die ehemalige UdSSR usw. Die Eichberg’sche „Balkanisierung für Jedermann“ führt ganz im Gegenteil zu einer Zunahme der Fremdbestimmung durch den im Niedergang begriffenen Hegemon USA. Darüber hinaus bedeutet die Multipolarität auch eine neue kulturelle Vielfalt und echte Souveränität. Der blockadesichere Großraum ist nach Jahrhunderten des Imperialismus erstmals dazu in der Lage, eine tatsächlich souveräne Kultur aufzubauen, die sich ihrerseits von den materialistischen Einflüssen des westlichen Denkens reinigen kann – wenn sie es denn will. Die Russen werden dadurch in die Lage versetzt, ihrem eigenen russisch-eurasischen Geist zu folgen, ebenso wie China dadurch in die Lage versetzt wird, das eigene konfuzianische Erbe/einen Sozialismus mit chinesischen Eigenschaften zu pflegen, ebenso wie der Iran seine islamische Revolution fortführen kann und Südamerika an die eigenen indigenen und bolivarischen Wurzeln wieder anzuknüpfen fähig sein wird. Auch für Europa wird sich die Möglichkeit ergeben, seine Tradition neu zu entdecken – vorausgesetzt, es entscheidet sich endlich dazu, sein Dasein als Vasall Amerikas aufzugeben und dem postmodernen Denken des Liberalismus 2.0 abzuschwören. Wir müssen uns der Tatsache bewusstwerden, dass auch die USA, die gerade mit Joe Biden und dem Great Reset ihren Boris-Jelzin-Moment erleben und in eine eigene Zeit der Wirren getreten sind, auch jetzt noch militärisch und ideologisch so mächtig sind, dass es eine Internationale der Völker und Zivilisationen braucht, um dieser Bedrohung entgegenzutreten. Russland ist keine Bedrohung, genauso wenig wie China – das globalistische System, das alle Identitäten vernichtet, stellt hingegen noch immer die größte Bedrohung für einen potenziellen europäischen Großraum dar. In diesem Sinne bietet die Multipolarität auch das Potenzial einer Gegenhegemonie zum Globalismus, im Rahmen derer mehrere, sich in Bildung befindliche, Zivilisationsblöcke zusammenschließen, um die Hegemonialambitionen des Westens zurückzuweisen.  Leider befinden sich Europas Eliten im Moment auf der Seite des Westens und treiben mit dem Great Reset einen Prozess voran, der eine Zukunft Europas als eigenständiger Machtpol unmöglich macht. Umso wichtiger ist also metapolitische Arbeit, das Formulieren neuer Ideen und Konzepte sowie die Schaffung einer Gegenelite im Geiste der Multipolarität und Tradition, um die jetzige, anti-europäische Elite in der Zukunft austauschen zu können.

P.S.: Auch wenn die NATO-Osterweiterung von den US-Amerikanern geopolitisch angestrebt wurde, um gemäß der Herzlandtheorie Russland einzukreisen, sind die Beitritte der ehemaligen Sowjetländer durchaus nachvollziehbar. Eines der stärksten und zugleich geopolitisch wichtigsten Länder in diesem Bereich ist Polen. Historisch erlitt dieses Zwischenland unter Russland als Obrigkeit der Sowjetunion und auch unter Deutschland eine nationale Erniedrigung aus völkischer Sicht. Auch gab es schon immer unter Polen, Litauen und dem Einflussbereich der Kiewer Rus Konflikte. Bis heute leidet es unter einem geschichtlichen Trauma. Für diese Länder, von dem Polen das beispielhafteste ist, wird daher auch eine Dritte Position zwischen den Meeren angestrebt. Die Rede ist vom Intermarium, einem Zwischeneuropa. Aus geopolitischer Sicht wäre dies doch eine Alternative zur bipolaren Aufteilung der Region zwischen Lissabon und Wladiwostok. Wie stehen Sie zu dieser Idee? Können Sie solche Bestrebungen der ehemaligen Sowjetstaaten im Zwischenmeerraum nachvollziehen?

A.M.: Grundsätzlich sind diese Beitritte natürlich vor dem Hintergrund der Angst vor einem Wiedererstarken Russlands zu verstehen, andererseits sind sie auch die direkte Konsequenz des globalistischen Einflusses und der Einsetzung von Machteliten aus dem Kaderprogramm George Soros und seiner Open Society Foundation zu begreifen. Die Drei-Meeres-Initiative oder Intermarium fungiert letzten Endes vor allem als Keil zwischen Deutschland und Russland, um die Achse Paris-Berlin-Moskau zu verhindern und den Transatlantismus in Europa zu zementieren. Ich denke, dass es für die Zukunft Europas und Eurasiens sinnvoller wäre, den „Zwischenraum“ zwischen Deutschland und Russland als Brücke zwischen Europa und Eurasien zu begreifen, nicht als „Bollwerk gegen asiatische Barbarei“, wie er teilweise in nationalistischen Kreisen dargestellt wird. Ich bin der Meinung, dass die Patrioten Deutschlands und Russlands, aber auch Polens daran mitarbeiten sollten, diesen Raum zu einer verbindenden Brücke zu machen, um einerseits das eigene Gegenüber als anders begreifen zu können und nicht als Feindbild im Sinne eines barbarischen Fremden zu zeichnen. Das mag schwer sein und viel Arbeit erfordern, ist jedoch notwendig, um ein friedliches Neben- und Miteinander in der Tradition der Landmacht zu ermöglichen. Wie die Geschichte nicht nur des 20. Jahrhunderts, sondern auch des 18. und 19. Jahrhunderts mit den liberal-revolutionären Bestrebungen im polnisch-litauischen Commonwealth und seiner Aufteilung zwischen Preußen, Österreich und Russland zeigt, werden Zwischenräume, die sich als Bollwerke raumfremder Mächte inszenieren, in der Regel von der Karte gestrichen. Und gerade aus ihrer historischen Erfahrung heraus wäre den Völkern Osteuropas die Wiederholung dieser Ereignisse nicht zu wünschen. Zurzeit sieht es aber so aus, als würde sich die Geschichte dahingehend wiederholen.

P.S.: Neben dem Konzept des Eurasismus entwickelte der bekannte Archäofuturist Guillaume Faye sein eurosibirisches Konzept „Euro-Russland“, das seine Anfänge auf einer Konferenz zur „Zukunft der weißen Völker“ im Jahr 2006 in Moskau nahm. Dieses Konzept weicht von Dugins Vorstellungen stark ab. Können Sie unseren Lesern die wichtigsten Bruchlinien aufzeigen? Würden Sie dieses Konzept als eine Alternative für die Europäische Rechte bezeichnen? Bitte begründen!

A.M.: Ich kenne dieses Konzept nur aus Guillaume Fayes Buch „Archäofuturismus“ aus dem Jahr 1998. Der Darstellung darin nach zu urteilen, scheint es eine Fortführung des thiriartschen Europas von „Dublin bis Wladiwostok“ zu sein, einem jakobinischen Zentralstaat, der vom Atlantik bis zum Pazifik reicht. Wie ich von Robert Steuckers weiß, existieren jedoch noch eine Reihe bislang nichts ins Deutsche oder Englische übersetzter Texte Fayes‘ zu Russland, die noch übertragen werden müssen. Dementsprechend möchte ich mir kein abschließendes Urteil über dieses Konzept anmaßen. Ich persönlich lehne aber die materialistisch-biologistische Weltsicht hinter Fayes‘ Archäofuturismus ab, weil sie einerseits der Moderne und dem kybelischen Denken verhaftet bleibt und andererseits dem geistig-kulturellen Faktor zu wenig Beachtung schenkt. Dies ist natürlich alles auch der Zeit, in der Faye seine Texte verfasst hat, geschuldet. Ich persönlich schätze an ihm sein Auftreten gegen den Imperialismus und sein Eintreten für eine Verständigung mit Russland. Zweifellos ist es – so wie es im Archäofuturismus durchscheint – nicht zielführend, sich im Rahmen eines politischen Kampfes auf Rettung von außen zu verlassen. Ich denke, dass der Eurasismus, mit der Möglichkeit Europa als eigenen politischen Pol und Großraum wiederauferstehen zu lassen, die richtige Alternative für die europäische Rechte darstellt. Darüber hinaus sind eine gesamteurasische Sicherheitsarchitektur und Bündnispolitik zwischen den verschiedenen Zivilisationen, zu denen zweifelsfrei Russland-Eurasien zählt, anzustreben, doch dazu später mehr!

P.S.: Alexander Dugin ist sehr populär unter Rechten in Russland sowie in Europa. Auch Nationalisten greifen insbesondere seine geopolitischen Positionen auf. Sehen Sie eine Gefahr darin, dass russische Nationalisten die Eurasische Idee für sich pachten könnten, ohne dabei die ihr integralen traditionalen Forderungen zu übernehmen? Ich meine, besteht hier nicht auch die Gefahr, dass der Eurasiaismus säkularisiert wird, wie es im Nationalsozialismus und im Faschismus der Fall war? Oder andersherum gefragt, halten Sie es für möglich, dass Nationalismus, Nationalsozialismus und Faschismus sakralisiert werden?

A.M.: Diese Gefahr sehe ich nicht, weil die Eurasische Idee per se nicht nationalistisch ist und ihre Umsetzung ohne die Integration integral-traditionaler Forderungen – und das bedeutet letztlich auch Beteiligung der anderen eurasischen Völker an diesem Prozess – nicht möglich ist. Sowohl die orthodoxe Kirche als auch die Muslime im eurasischen Raum sind ein Machtfaktor, der sich mit einer Säkularisierung nicht abfinden wird. Darüberhinausgehend ist der Eurasismus keine Religion, die man säkularisieren kann, sondern eine Idee.  Genauso ist es nicht möglich, eine politische Ideologie der Moderne zur Religion zu erheben – Beispiele für Versuche mit Ideologien des Dritten Weges dahingehend sind nach dem Zweiten Weltkrieg der esoterische Hitlerismus Sativiri Devis und in weiterer Folge der nationalsozialistische Satanismus des Ordens der neun Winkel, der wiederum in Verbindung mit der Atomwaffen Division steht. In ersterem Fall handelt es sich um eine marginale esoterische Strömung, wohingegen letzterer ein Kind des westlichen Geheimdienstes ist und ähnlich wie der IS für Terror genützt wird. Die geheimdienstliche Handschrift bei all diesen Gruppen ist offensichtlich: Menschen werden gebrochen, indem man sie foltert, mit Drogen gefügig macht und zu kriminellen Handlungen zwingt, die bestialische Ausmaße annehmen und stets politische Ziele haben, Stichwort Strategie der Spannung. Allein die Tatsache, dass man Menschen für solche Gruppen gewinnen kann, zeugt vom enormen geistigen Vakuum und der tiefen spirituellen Krise, die im Westen herrscht. Als Christ lehne ich solche Irrlehren ab.

P.S.: Wo sehen Sie die Rolle Europas und insbesondere Deutschland-Österreichs auf dem Eurasischen Kontinent? Wo stehen wir Ihrer Ansicht nach in 2035?

A.M.: Als Historiker und damit „rückwärts gekehrter Prophet“ nach Friedrich Schlegel, möchte ich keine Prognosen zur Zukunft abgeben, nicht zuletzt, weil die gegenwärtigen Ereignisse zeigen, wie schnell Prognosen, Stichwort Ende der Geschichte, von der Realität überholt werden können. Ich persönlich wünsche mir, dass Deutschland-Österreich vom selbstmörderischen Transatlantismus abkehren und stattdessen wieder das Erbe des kaiserlichen Rats und Gesandten in Russland, Sigmund von Herbersteins (1486 – 1566) aufgreifen wird, der im 16. Jahrhundert als erster Deutscher nach dem Ende der Pax Mongolica Moskau bereiste, um dort am Hofe Ivan Groznys ein Bündnis gegen den damaligen Antichristen, das Osmanische Reich, welches als Strafe Gottes betrachtet wurde, zu schmieden. Herbersteins „Moscovia“ zeigt uns, wie man ein Volk nicht als einen „barbarischen Fremden“, sondern einfach als den „Anderen“ verstehen kann, auch im Vergleich zum eigenen, um eine Allianz zum beiderseitigen Nutzen und eschatologischen Kampf gegen das Böse zu bilden. Heute können wir den Antichristen nicht in der Türkei, die ebenfalls ein eigenständiger Pol der Multipolaren Welt werden soll, erkennen, sondern zweifelsfrei im Liberalismus 2.0, dem Globalismus und dem Great Reset – das Zentrum all dieser Entwicklungen liegt heute in den USA, deren Lage in der sakralen Geographie der europäischen Antike wohl nicht zufällig mit dem Reich der Toten zusammenfiel. In Folge einer Rückbesinnung auf unsere religiösen und geistigen Wurzeln im Christentum und dem gemeinsamen indoeuropäischen Erbe können wir dem postmodernen Wahnsinn abschwören sowie ihm den Krieg erklären. Heute ist es notwendiger denn je, dass wir in den apokalyptischen Zeiten, in denen wir uns befinden, der Großen Hure und dem Teufel den Kampf ansagen, selbst wieder unsere Berufung als Reichsvolk erkennen und einen „Katechon Europa“ bilden, um gemeinsam mit den anderen Zivilisationen auf der Welt den Anti-Christen, Daddschal, Jerev-Rav, das Kali-Yuga aufzuhalten.

P.S.: Herr Alexander Markovics, ich bedanke mich vielmals für das Gespräch.

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