Berlin trifft auf Fernost – Begegnung von Preußentum, Berliner Aufklärung und chinesischer Tradition

12.07.2023

Die Aufklärung wird zurecht im Allgemeinen als anti-traditionelle Bewegung gesehen, in welcher am Ende, wie Solschenizyn richtig beschrieb, der Mensch „Gott vergessen hat“ und sich selbst und seine Technik an dessen Stelle setzte.[1] Diese „Faustische“/“Satanische“ Revolte gegen Gott sorgte dann für die totalitären Höllen des 20. Jahrhunderts und den immer stärker werdenden Sieg des inhumanen Technikbewusstsein (Gestell) über die menschliche Seele. Die kirchenstürmerische Barbarei und Terrorherrschaft der französischen Revolution war kein bedauerlicher Unfall sondern durchzog sich mit anderen Mitteln durch die gesamte Geschichte der Moderne.

Dugin beschrieb aber richtig, dass es in den drei politischen Theorien der Moderne jeweils in der Minderheit anti-moderne Tendenzen gab. („Siehe Evola in der Konservativen Revolution und Wirth in der Dritten politischen Theorie“) Erstaunlicherweise existierten diese in der Aufklärung selbst vereinzelt auch. Isaac Newton war Hermetiker in der Tradition von John Dee, der nach untergegangenem Wissen alter Kulturen suchte und die westliche Menschheit in einem Kulturverfall befindlich sah. Für ihn war die Aufklärung gerade eine spirituelle Mission, diesen geistigen Verfall zu stoppen. Napoleons Eroberungsfeldzug war in Teilen auch eine Bewegung zur Restauration der Monarchie und der Versuch der Schaffung eines monarchistischen „eurasischen“ Großreichs, welches Frankreich, Deutschland und Russland vereinen sollte, und gegen die Angelsachsen kämpfte.[2] Der deutsche Idealismus mit seiner Weltgeist Theorie[3] vereinte traditionelle und moderne Elemente.[4] Auch Lessing zeigte in seinen Werken traditionelle Elemente.[5]

Chinesische Statuen in Sanssouci, erbaut im Auftrag von Friedrich II.[6]

Ein weiteres auffälliges Element ist, dass es in der frühen deutschen Aufklärung um Friedrich II. eine starke China Begeisterung gegeben hat, was dazu führte, dass sowohl Philosophen wie Leibniz und Voltaire [7],als auch der König Friedrich das Antike China zur Blaupause für einen „aufgeklärten Absolutismus“ erklärten. China ist keinesfalls anti religiös, anti traditionell oder anti spirituell. Nicht umsonst existiert auch bei den Theosophen eine gewisse China Begeisterung. Der amerikanische Theosoph Edgar Cayce prophezeite sogar, China wird aufsteigen, die USA (die er als letzte Ausläufer von Atlantis sah) besiegen und zu einer spirituellen/religiösen Wiedergeburt der Menschheit führen.

Woher kommt nun jetzt aber diese aufgeklärte China Begeisterung. Eine wichtige Ursache ist hier in der von Leo Strauss beschriebenen Dichotomie von Athen und Jerusalem zu suchen. Während Jerusalem hier quasi die Volksreligion darstellt, die eine Chronik des Volkes und seiner Geschichte mit seinem Gott darstellt, ist der Pol Athen eher die Variante einer Religion, die durch einen weisen Guru/Philosophen begründet und gelehrt wurde.Pythagoras, Platon, Hermes Trismegistos und Co sind keine durch Gott gesandten Propheten mit einer Vision, sondern Menschen, die religiöse Erkenntnisse erlangten (durch eigene Logik, durch Lehre oder durch Anderes.) und diese an ihre Schüler weiter gaben. Christus vereinigte dann in seiner Position die Pole der Volksreligion (Jerusalem) und der Gelehrtenreligion (Athen).

Jedoch hat die katholische Kirche dann diese „natürliche Theologie“ und die Überbleibsel des „Athener Pols“ wie Hermetik, Gnostizismus oder Personen wie Hypatia von Alexandrien [8] teilweise unterdrückt und verfolgt. Zum anderen Teil hat die Kirche diese Reste des „Athen“ Pols in ihre Systeme integriert. Bekanntestes Beispiel hierfür wäre Thomas von Aquin, sowie die Mehrheit der Neoplatonisten.

Das Ergebnis liegt nun darin, dass dadurch die Kirche eine Dominanz des „Jerusalem“ Pols schaffte, auf Kosten des „Athen“ Pols. Durch Berichte jesuitischer Missionare kamen europäische Philosophen wie Leibniz auf die Idee, eine Allianz mit China könnte diesen Missstand und die moralische Verkommenheit des Adels und Klerus im 18. Jahrhundert korrigieren.[9] (Leibniz schrieb, es müsste, um Europa zu retten, ein missionarischer Austausch in beide Richtungen stattfinden. Die Europäer müssten den Chinesen ihre Tradition erklären und die Chinesen den Europäern ihre. Damals war die Aufklärung in dieser „Berliner“ Form also keine Ideologie, welche den „Westen“ als überlegene Kultur definiert, die den Rest der Menschheit zivilisieren müsste. Stattdessen wurde es so gesehen, dass der Westen auch von Asien lernen musste.) [10] [11]

Man sah China nämlich als Parallele zum athenischen Pol. Taoismus, Buddhismus und Konfuzianismus seien nämlich eher vergleichbar mit den Schulen der Athener Philosophen als mit den klassischen monotheistischen Religionen und deren „Alleinvertretungs- Anspruch“. Nicht nur weil diese von Philosophen gegründet wurden, sondern auch, weil sie voneinander lernten. Das I Ging beispielsweise war eine konfuzianistische Theorie, die, weil sie davon ausgeht, dass alle Zeichen sich auf 2 Grundsymbole zurück führen lassen, von den Taoisten übernommen wurde.[12] Der Zen Buddhismus wiederum übernahm Ideen der Taoisten.

(Leibniz nutze das I Ging zuerst für einen Gottesbeweis und hat beschrieben, dass alle Zahlen (und alle Information) sich aus Null und Eins ableiten lassen. Leibniz ging nun davon aus, dass die Null mit dem Uhrchaos des Tohuwabohu korrespondieren würde, und die Eins wiederum mit Gott. Deshalb würde alles was mathematisch beschreibbar wäre. Sowohl Spuren des Tohuwabohu, als auch von Gott und seinem Schöpfungsakt beinhalten.) [13]

Daneben gab es noch einen spezifischeren Grund für die China Begeisterung: Das konfuzianische  China hat eine Kultur von Beamten, die hoch angesehen waren und die Kaiser beraten konnten. Um ein Beamter zu werden, musste der Mensch vorher eine große Keju Prüfung ablegen, wo er auf Intelligenz und kulturell/traditionelles Wissen getestet wurde. Weil diese Beamtenposition extrem prestigeträchtig war, entwickelte sich eine kulturelle Bewegung, dank der Familien besonders auf Bildung achteten und große Anstrengungen und Ausgaben unternahmen, um ihren Kindern die best möglichste Bildung zu geben. [14] Gleichzeitig sollte der Kaiser selbst ein glühendes Beispiel für die konfuzianischen Tugenden (bei denen Bildung eine der Wichtigsten ist) darstellen. [15]

Leibniz, Voltaire [16] und andere „Berliner Aufklärer“ sahen in dieser Kultur die beste praktische Umsetzung des platonischen Philosophenstaates, der es zu ihrer Zeit gab. Europäische Herrscher wie Friedrich der Große sollten versuchen, dieses Modell nachzuahmen. (Deswegen scharte der preußische König auch Zirkel europäischer Intellektueller um seinen Hof.)

Wilhelm Leibniz (1646 – 1716)

Voltaire (1694 – 1778)

Christian Wolff(1679 - 1754)

Preußische Aufklärer wie Johann Heinrich Gottlob Justi und Christian Wolff [17] sahen auch in einer traditionellen Monarchie mit einem gebildeten Beraterstab das Ideal der Bildung eher verwirklicht, als in einer „liberalen Demokratie“, wo selbst der Dümmste mit entscheiden darf und de Stimme des „besoffenen Dorftrottel“ genau so viel Gewicht hat, wie die eines studierten Professors. [18]

Leibniz und Co. waren auch nicht anti-religiös sondern träumten eher von einer Verbindung von Christentum und konfuzianischer Lehre. Voltaire war extrem antiklerikal, aber selbst er war gegen den Atheismus.

Konfuzius und der durch ihn inspirierte Beamtenstaat lieferten auch die Grundlage für die preußische Wirtschaftstheorie des Kameralismus. Hier ist anzumerken, dass der Begründer der „Neotraditionalen“ Schule der Liberalen, dem NR/X, Mencius Moldbug, seine Wirtschaftstheorie „Neokameralismus“ nennt. Es ist kein Zufall, dass er sich den Künstlernamen Mencius gegeben hat und das Mencius der bedeutendste Nachfolger von Konfuzius gewesen ist. Moldbug kennt also genau die Verbindung zwischen Preußentum und Konfuzianismus. [19]

Während insbesondere in Frankreich die Aufklärung und die Revolution versuchten, die Tradition umzustürzen, ging Preußen deutlich integrativer vor und bewahrte mehr Vormodernes.

In der Gegenwart hat sich die Situation, die damals in Preußen herrschte, fast umgekehrt. Heutzutage sind es Japaner (Die Kyoto Schule, deren Gründer unter Heidegger in Freiburg studierten) und Chinesen, welche das deutsche intellektuelle Erbe um Philosophen wie Heidegger, Carl Schmitt oder Leo Strauss hegen und pflegen, während bei uns die Woken Machthaber unser europäisches geistiges Erbe als politisch inkorrekt ansehen und deswegen Canceln wollen. [20]

Im Allgemeinen fällt auch auf, dass KP in China in einem erstaunlich hohen Maße aus Wissenschaftlern und gebildeten Menschen besteht, während bei uns im „aufgeklärten, demokratischen Westen“, sich insbesondere bei den Grünen auffällig viele Bildungsversager tummeln. Es kann deshalb sein, dass China ironischerweise durch Rückbesinnung auf den Konfuzianismus und die Tradition, auch die politischen Ideale der Aufklärung besser verwirklichte, als der heutige demokratische, aufgeklärte Westen, da bei uns die so hoch gepriesene Aufklärung politisch ironischerweise zum Triumph der Ungebildeten führte.

Natürlich muss aber auch gesagt werden, dass die Idee des „aufgeklärten Beamtenstaates“ natürlich auch eine Keimzelle der Technokratie als gruseligem Endziel der Moderne darstellt. Deshalb muss dieser „westliche Konfuzianismus“ zwiespältig und um es mit Adorno zu sagen „dialektisch“ gesehen werden. Er war in großen Teilen ein Neuaufleben platonischer Tradition im Westen. Er hat aber auch die Grundlagen für die „Expertendiktatur“ der „EUdSSR“, dem  unmenschlichen Corona Ärzteregime („Denk nicht selbst nach sondern vertraue der Wissenschaft!“), dem Chilenischen Cybersyn (einem Projekt wo die Volkswirtschaft der Steuerung durch einen Zentralcomputer übernommen werden sollte.) und Anderem gelegt. Und auch China hat zwar ein konfuzianistisches Revival, ist aber auch bisher DAS Beispiel für die erste funktionierende Technokratie der Welt. [21]

Wissenschaft ist auch, wie sich insbesondere in den letzten Jahren zeigte, nie objektiv, sondern unterliegt selbst Machtinteressen.

Möglicherweise kann die Religion diese Dialektik aber aufheben. Möglicherweise ist die Religion genau das, was eine „Herrschaft der Weisen“ davon abhält, ins wissenschaftlich verplante Management des „nackten Lebens“ abzudriften, und den Weisen daran erinnert, dass es mehr im Leben gibt, als Zahlen, Daten und das bloße Überleben, sondern dass der Mensch eine ihm inne wohnende Würde besitzt.


[1]. Robespierre wollte sich kurz vor seinem Sturz in einer Zeremonie selbst zum Gott krönen. Im 20. Jahrhundert soll sich die Chefetage des „IG Farben“ Chemiekonzern selbst als „Rat der Götter“ bezeichnet haben, weil sie meinten, durch Wissenschaft „Gottgleiche“ Macht bekommen zu haben. Dies sind zwei Beispiele wie der aufgeklärte, wissenschaftliche Geist ein „Luziferisches“ Element entwickeln kann.

[2]. In gewisser Weise vollenden wir Eurasier deswegen in gewisser Weise die „Arbeit“ Napoleons, der wiederum die Mission Dschinghis Khans aufgenommen hatte.

[3]. Der Napoleon teilweise als Verkörperung eben jenes Weltgeistes sah. (Auch Nietzsche, der zusammen mit Schopenhauer die andere große „Post Kantianische“ Strömung der deutschen Philosophie bildete und nicht nur für den Existenzialismus, sondern auch für den Traditionalismus Grundlagen lieferte, sah Napoleon als Verkörperung des Übermenschen.)

[4]. Siehe hierzu diese beiden Artikel Dugins:

https://www.geopolitika.ru/en/article/hegel-and-platonic-jump-down

und https://www.geopolitika.ru/de/node/63972

[5]. Julius Evola beschrieb in „Das Mysterium des heiligen Grals“, dass es sowohl unter den Kreuzfahrern als auch bei den Muslimen eine Geschichte gab, dass beide Gruppen nach einem verlorenen magischen Ring suchen würden. Und dieser Ring in Wirklichkeit eine Metapher für den heiligen Gral gewesen ist. Lessing schrieb wiederum in seinem Buch „Nathan der Weise“ die sogenannte Ringparabel, wo sich der muslimische Sultan Saladin und der Kreuzfahrer Richard Löwenherz um den Besitz eines magischen Ringes streiten. Die Parallelen sind hier sehr auffällig.

[6]. Bild von Deniz Yildiz. Veröffentlicht unter Creative Commons Attribution Share Alike 4.0 Lizenz

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Potsdam_Chinesisches_Teehaus_San...

[7]. Voltaire muss jedoch kritisiert werden, weil er den Konfuzianismus extrem falsch darstellte und oft so tat, als ob es keine übernatürlichen Elemente und kein „Leben nach dem Tod“ dort gäbe. Dies ist so nicht richtig. Einige konfuzianische Riten, wie Speisen als Opfergaben für verstorbene Vorfahren bereit zu stellen, würden, wenn Voltaire Recht hätte, keinen Sinn ergeben.

[8]. Bei dieser Person ist interessant, dass nicht nur Voltaire sie besonders hervor hob, sondern später auch Daria Dugina.

[9]. Im 20. Jahrhundert meinte der Baron Roman von Ungern Sternberg ebenfalls, die Verkommenheit des europäischen Klerus und Adel (die mit schuld am Aufstieg der Kommunisten hätte) könnte durch einen Einfluss aus China und Tibet korrigiert werden

[10]. Eine interessante Frage wäre, ob Preußen damals die deutsche „Asien Annäherung“ vorweg nahm, die später unter Anderem durch den Geostrategen Karl Haushofer gefördert wurde. (Der beispielsweise maßgeblich an dem Bündnis Deutschlands mit Japan beteiligt war. Eines seiner primären Forschungsgebiete neben der Geopolitik war auch die japanische Kultur. Daneben hatte Karl Haushofer laut Autoren wie Jacques Bergier auch Kontakt zu tibetischen Buddhisten.) 

Eine weitere Parallele ist, dass Haushofers Theorien für die zuerst bestehende Annäherung zwischen dem Dritten Reich und der UDSSR (Molotow Ribbentrop Pakt) mitverantwortlich waren und es zur damaligen Zeit ebenfalls eine diplomatische Annäherung zwischen Preußen und der russischen Zarin Katharina der Zweiten gab.

[11]. Zum Thema Preußen und der „Westen“ sei angemerkt, dass Anfang des 20. Jahrhunderts Halford Mackinder explizit nicht nur Russland, sondern auch das preußisch geprägte wilhelminische Kaiserreich als Gegenpol zur „westlichen Wertegemeinschaft“ sah. Erst nach 1945 begriffen sich die Deutschen als Teil des „Westen“.

[12]. Der Philosoph Shao Yong beschrieb, die zwei Grundsymbole des I Ging (welche auch eine Grundlage der chinesischen Schrift sind), seien ebenfalls identisch zu den Zahlen 1 und 0. Leibniz übernahm die Theorie und entwickelte daraus das Binärsystem. Das Binärsystem wurde später von George Boole mit der aristotelschen Logik kombiniert, sodass logische Aussagen in Binär dargestellt werden können. Dies bildete wiederum die Grundlage der Informationstheorie von Claude Elwood Shannon, welche das Bit (ein Wert von Null oder Eins) als Grundlage aller Information darstellt. Jede Information ist eine Aussage, dass von mehreren Möglichkeiten, die wahr sein könnten, eine richtig und alle anderen falsch sind. Deshalb ist das Bit (entweder ist die Eins Falsch und die Null richtig oder Umgekehrt) die Grundlage, auf die alle anderen Informationen runter gebrochen werden können.

Deswegen basiert das heutige westliche Verständnis davon, was Wissen und Information im Kern eigentlich bedeutet, auf antiken konfuzianischen Ideen.

[13]. Hier wiederum hat Leibniz aber wahrscheinlich einen Fehler gemacht. In der Elektronik ist ein binäres System (Bit- oder Bitvector in der Computerchip Design Sprache VHDL) eigentlich in Wahrheit kein 2 Zustand System, sondern es gibt einen dritten Zustand. Der erste Zustand ist 0, was bedeutet die Leitung hat unter 5 Volt. Eins bedeutet die Leitung hat über 5 Volt. Daneben gibt es eigentlich noch einen dritten Zustand, der soviel wie „Fehler“ bedeutet, oder spezifisch, dass nicht genau feststellbar ist, ob es Null oder Eins ist. Wahrscheinlich ist dieser dritte Fehlerzustand eher das Tohuwabohu.

Ironischerweise kommt das Mooresche Gesetz (alle 2 Jahre verdoppelt sich die maximalst mögliche Transistorzahl eines Prozessors) jetzt an eine Grenze, weil durch elektromagnetische Effekte bei näher anliegenden Leitungen dieser Fehlerzustand häufiger vor kommt, oder sich spontan eine Null in eine Eins und Umgekehrt verwandeln kann.  Dieses Problem dass binäre Zustände in Rechnern öfter überlappen oder „aufgesprengt werden“ erinnern wiederum philosophisch an das Konzept der Postmoderne und deren Auflösung der „binären Gegensätze“. Dugins in „die Metaphysik des Chaos“ beschriebene Auflösung des westlichen Logos ins Chaos, passiert ergo konkret schon in der Digitaltechnik.

[14]. Dies führte zum Klischee der überstrengen asiatischen Mutter, welche ihre Kinder unter Druck setzt, damit diese möglichst viel lernen. Im Westen ist dieses Klischee vor Allem durch Amy Chua und deren Begriff der Tigermutter, sowie die Figur Chichi aus dem Anime Dragon Ball bekannt.

(Ein Problem einer solchen Erziehung ist natürlich, dass die Gefahr besteht, konkrete, lebenswichtige, lebenspraktische Fähigkeiten zu Gunsten von abstrakter Faktenbildung vernachlässigt werden könnten.)

[15]. Die preußischen Könige bezeichneten sich wegen dieser Philosophie als „erste Diener des Staates“, was auch beinhaltete, dass sie in etwa eine Verkörperung des Staates werden sollten, hinter die ihre menschliche Persönlichkeit zurück stehen sollte. Dugin beschrieb dies in Horizon of the Ideal Empire im Bezug auf Platon als Eigenschaft des „Idealen Philosophenkönig“:

http://www.4pt.su/en/content/horizon-ideal-empire

(Dugin bezieht in seiner Beschreibung aber nicht nur auf platonische Ideen, sondern auch insbesondere auf die taoistische Idee des Handelns ohne zu Handeln ein. Ergo: Der Herrscher baut an einer Sozialordnung, die so gut funktioniert, dass es so gut wie keine korrektiven Eingriffe seinerseits mehr benötigt. Dies ist das totale Gegenteil zum Regierungsprinzip liberaler Demokratien die auf die ewige Reform des schon mehrfach Reformierten hinaus läuft.)

[16]. Während Voltaire eher anti-religiös eingestellt war, hatte Katharina II. in Russland auffällig oft bei diesen „aufgeklärten Beamtenaufgaben“ die orthodoxe Kirche mit einbezogen.

Dies ist auch sinnvoller, da ein säkularer Beamtenstaat die Gefahr aufweist, zur Technokratie und zur Verkörperung des Gestells zu degenerieren. Bestes Beispiel ist hier die EU mit ihrer übertriebenen Regulierungswut, die sogar entscheiden will, wie krumm Gurken sein dürfen. Oder auch die Gender-/Soziologen Fraktion, die wissenschaftlich planen will, wie man den Menschen umerziehen und subtil durch Medien in eine bestimmte Richtung hinein manipulieren will.

[17]. Wolffs Philosophie wurde bei Katholiken beliebt, während er bei Protestanten verhasst war. Dies könnte auch interessant sein hinsichtlich des Themas, wie Protestantismus und Katholizismus sich unterschiedlich auf das Thema Tradition und Moderne niederschlugen. Man rechnet die Protestanten ja eher der Moderne zu und die Katholiken eher der Tradition. 

[18]. Wie Evola beschrieb konnte Preußen trotz Aufklärung einen großen Teil prämoderner, feudaler Strukturen bewahren. (Ironischerweise besser als das prä-aufgeklärte absolutistische Frankreich, welches eine extreme Zentralisierung einführte, auf Kosten der feudalen Fürstenstrukturen.)

[19]https://en.wikiversity.org/wiki/Neocameralism

[20]. Siehe hierzu auch dieses Video von Michael Millerman:

https://www.youtube.com/watch?v=mbC-k6sIuEE

[21]https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/research/projects/technocracy-scientocra...