Alexander Dugin und die Trump-Revolution
Exzentrischere politische Analysten freuen sich schon und behaupten, dass mit Trumps Rückkehr die „Globalisten“ besiegt und die Welt gerettet wird. Worauf basiert eine solche Vorstellung? Wäre es nicht besser, auf konkrete Handlungen der Trump-Regierung zu warten, bevor man sich in überoptimistische Begeisterung stürzt?
Der russische Geopolitiker, der im Westen wie Trump oft als „Faschist“ bezeichnet wird, Hauptideologe des (Neo-)Eurasismus und Theoretiker einer „multipolaren Welt“, Aleksandr Dugin, ist ein überzeugter „Trumpist“ seit 2016. Aus irgendeinem Grund sieht er in Trump mehr Gutes als Schlechtes.
Dugin ist begeistert bei dem Gedanken, dass Trumps überwältigender Wahlsieg bei den US-Präsidentschaftswahlen einen „seismischen Wandel in der globalen Ordnung“ bringen könnte. Laut dem russischen Denker handelt es sich um eine „konservative Revolution, die den liberalen Globalismus herausfordert“ und die Entstehung einer multipolaren Welt beschleunigt.
Dugin behauptet, dass, auch wenn dies nicht offen zugegeben wurde, Russland ebenfalls auf Trumps Rückkehr gehofft habe und dass beispielsweise Putins Bemerkung über Kamala Harris als Präsidentin lediglich ein abergläubisches „auf Holz klopfen“ gewesen sei, um auf einen Sieg Trumps zu setzen und so ein neues globales Kräftegleichgewicht zu ermöglichen.
Dennoch sollte Russland keine Wunder von Trump und seiner neuen Regierung erwarten. Unabhängig von Trumps Sieg oder anderen Faktoren sei es laut Dugin weiterhin von wesentlicher Bedeutung, dass Russland den Krieg in der Ukraine gewinnt. „Wie der römische Konsul Cato der Ältere einst sagte, Karthago muss zerstört werden; für Russland gilt, dass Kiew eingenommen werden muss“, formuliert er.
Berichten zufolge arbeitet Trumps Team an einem „Friedensplan“ für die Ukraine. Aus durchgesickerten Informationen geht hervor, dass sie möglicherweise vorschlagen werden, den Konflikt auf unbestimmte Zeit einzufrieren. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Putin dem zustimmen wird; daher bleibt zu hoffen, dass Trump bessere Ideen präsentiert, sonst wird der Krieg weitergehen.
Unterdessen wird Trump wahrscheinlich auch weiterhin Israels aggressive Aktionen unterstützen. Die Vereinigten Staaten planen zudem, den Handelskrieg mit China zu intensivieren und könnten Südkorea stärker in seinem Konflikt mit Nordkorea unterstützen. „Daher bedeutet Trumps Sieg keineswegs, dass alle Probleme gelöst werden“, räumt auch Dugin ein.
Die jüngsten Ereignisse seien laut Dugin kein Zufall, „vor allem, wenn man bedenkt, dass Trump nicht inhaftiert, ermordet oder zerstört wurde – trotz der unablässigen Bemühungen der demokratischen Fanatiker, ihn acht Jahre lang zu diskreditieren“. Dugin sieht darin einen Beweis dafür, dass der „Putinismus“ in den USA gesiegt habe: Die Amerikaner hätten für Trump gestimmt, weil sie jemanden wie Putin wollten, der ihr Land führt.
Trumps Rückkehr erscheint den westlichen Liberalen als „Todesstoß für das, was von der globalen Ordnung noch übrig ist“ (wie es etwa der israelische Autor Yuval Harari, bekannt vom Weltwirtschaftsforum, ausdrückte), da sie nur einen einzigen Entwicklungsweg im Sinn gehabt hätten, in dem eine Elite die Geschicke der Nationen lenkt.
Gibt es Meinungsverschiedenheiten innerhalb der westlichen Eliten über die Zukunft? Dugin vermutet, dass Trump vom „Tiefen Staat“ das Mandat erhalten hat, „eine alternative Strategie auszuprobieren, um die globale Führungsrolle Amerikas zu bewahren, ohne direkt in Konflikt mit der multipolaren Welt zu geraten“. Wir werden bald sehen, ob das nur Dugins Wunschdenken ist.
Dugin ist der Ansicht, dass „Russland seine Position als unabhängiger Pol festigen muss und dass Trump dann früher oder später gezwungen sein wird, die Realität anzuerkennen“. Dies sei für den russischen Denker „die Garantie für Russlands Sieg und eine souveräne Zukunft“.
Übersetzung von Robert Steuckers