Obstmarkt – Sanktionen gegen Rußland treiben Griechenland in den Ruin
Sanktionen sind ein zweischneidiges Schwert. Das erlebt zur Zeit das bankrotte Griechenland. Als Reaktion auf westliche Sanktionen hatte Rußland im August 2014 Einfuhrverbote für zahlreiche Lebensmittel aus dem Westen verhängt. Nun jedoch bittet Athen Moskau darum, das Verbot der Einfuhr von griechischen Erdbeeren, Orangen, Kiwis und Pfirsichen aufzuheben. Griechenland hatte sich in der Vergangenheit mit seinen Früchteexporten sehr stark auf Rußland orientiert, aber der Konfrontationskurs der EU ließ diesen Markt wegbrechen. Mittlerweile decken wieder Georgien, Armenien und Aserbaidschan den russischen Bedarf an Südfrüchten.
Eine mögliche Aufhebung der Obst- und Gemüsesanktionen bezüglich Griechenlands wurde erstmals im Juni 2014 vom russischen Landwirtschaftsminister angesprochen. Diese Option werde in Erwägung gezogen, um Griechenland nach Austritt aus der Euro-Zone wirtschaftlich zu unterstützen.
Obst lieferten aus der EU neben Griechenland vor allem Polen und Spanien nach Rußland. Gemüse bezog Moskau vor den westlichen Sanktionen vornehmlich aus den Niederlanden, Polen und Spanien. Auch der Milchsektor der EU leidet, insbesondere Käse- und Butterproduzenten. Mehr als 90 Prozent der Käseexporte aus Finnland und den baltischen Staaten gingen früher nach Rußland. Für die Niederlande, Deutschland und Polen liegt diese Quote bei etwa 40 Prozent.
Und auch hier bröckelt die Sanktionsfront: Der Energiekonzern RWE hat seine Tochter Dea endgültig an russische Investoren verkauft. RWE-Chef Peter Terium bezeichnete die politisch umstrittene Transaktion im Volumen von 5,1 Milliarden Euro als einen Meilenstein für den Konzern. Mit dem Verkauf an die Investorengruppe LetterOne um den russischen Oligarchen Michail Fridman setzte er sich über die Bedenken der britischen Regierung hinweg. Diese lehnt vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise einen Verkauf der Öl- und Gasfelder von Dea in der britischen Nordsee an die Russen ab. Verhindern kann sie den Handel aber nicht.