Bischof Gänswein: "Kein Papst kann Everybody's Darling sein"
Kurienerzbischof Georg Gänswein hat Berichte, wonach Papst Franziskus im Vatikan auch Gegner hat, ins rechte Licht gerückt. "Kein Papst kann Everybody's Darling sein. Das geht einfach nicht", sagte Gänswein in einem am Ostersonntag ausgestrahlten Interview mit dem ORF. "Wer immer es ist, woher er auch kommt, welches Programm, welches Pontifikat er auch ausübt - es wird immer unzufriedene Leute geben", betonte der Präfekt des Päpstlichen Hauses. Wohl gebe es im Vatikan "die eine oder andere Stimme", die über manches verärgert sei. Er, so Gänswein, habe aber nicht den Eindruck, dass es Personen oder Strömungen gegen Franziskus gebe: "Insgesamt, soweit ich das beurteilen kann, ist die Stimmung im Vatikan sehr gut."
Mit Blick auf das Leben, Handeln und die Verkündigung von Franziskus sei Authentizität ein Schlüsselwort, sagte der Erzbischof. Der Papst sei auch in der persönlichen Begegnung so, wie er über die Medien wahrgenommen werde, bestätigte Gänswein. "Er begegnet den Menschen authentisch. Das ist sehr wichtig. Und es ist keine Strategie um die Werte hochzuschrauben, oder den Applaus zu steigern, oder irgendwie anzukommen. Das spüren die Menschen, ob die jetzt katholisch sind oder nicht katholisch sind."
Zum Redestil Franziskus' und möglichen Konsequenzen aus Sagern wie jenem über die Karnickel meinte Gänswein, wer die Sprache des Papstes liebe, komme auch zurecht mit ihr. Manchmal lägen auch "einige kleine Bömbchen" darin. "Wenn man die nicht entschärft, ist die Gefahr groß, dass die auch mal explodieren können." Nicht kontextlos betrachtet, sehe man in den Sagern aber auch, dass Franziskus in der Realität stehe und ihm seine argentinischen Erfahrungen auch als Basis für seine Sprache dienten. Gänswein: "Das ist sein Recht. Das ist auch seine Freiheit - mit all den Herausforderungen die damit zusammenhängen."
In aller Deutlichkeit dementierte der Erzbischof im Rahmen des 45-minütigen Interviews auch erneut das sich hartnäckig haltende Gerücht, wonach Franziskus unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst in der Sakristei der Sixtinischen Kapelle gesagt haben soll, "der Karneval" sei nun vorbei. "Das ist eine Erfindung, eine reine Ente", sagte Gänswein. "Wahr ist, er wollte weder die Mozetta, noch die Stola, noch das Rochett tragen, sondern er wollte mit der weißen Soutane zum Segen auf die Loggia treten. Aber ohne irgendwelchen negativen Aspekt." Franziskus habe niemandem der Anwesenden gegenüber in dieser Weise eine Bemerkung getan.
Gänswein ist Präfekt des Päpstlichen Hauses und zugleich Privatsekretär von Benedikt XVI. Der emeritierte Papst - er wird am 16. April 88 Jahre alt - sei nach wie vor in guter Verfassung, schilderte der Erzbischof. "Der Kopf ist glasklar. Die Beine machen da und dort etwas Schwierigkeiten. Beim Gehen nimmt er dann den Rollator, der etwas Stabilität gibt, und damit geht es ganz gut."
Gänswein bekräftigte, dass Benedikt XVI. nichts mehr wissenschaftlich schreiben werde, "weil er dafür nicht mehr die Kraft hat und nicht mehr diesen inneren Schwung, den er bräuchte". Der emeritierte Papst führe aber eine große private Korrespondenz. "Er liest sehr viel, er betet sehr viel. Er hört Musik. Er spielt auch Klavier. Es wird ihm nicht langweilig. Ich glaube, er weiß mit der Zeit etwas Gutes anzufangen."
Gerüchten, wonach Benedikt immer wieder prominente Besucher empfange, die den emeritierten Papst mit Blick auf die anstehenden Entscheidungen rund um die Familien-Synode für ihre Anliegen zu gewinnen versuchten, wies Gänswein zurück und warnte vor Zeitungsenten. "Es gibt keine prominenten Besuche um Papst Benedikt vor irgendeinen Karren zu spannen. Das lässt er nicht mit sich machen, das würde er auch nicht tun."